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Björn Lomborgs Argumente

Wer ist Björn Lomborg

Eigentlich ist das gar nicht wichtig – es soll hier ja um seine Argumente gehen.
Dennoch mal zumindest eine grobe Übersicht über seine Person, denn die wenigsten Leute in Deutschland kennen ihn:

Dr. Bjorn Lomborg erforscht die klügsten Wege, um Gutes zu tun.
Mit seinem Think Tank, dem Copenhagen Consensus, hat er mit hunderten der besten Ökonomen der Welt und sieben Nobelpreisträgern zusammengearbeitet, um die effektivsten Lösungen für die größten Herausforderungen der Menschheit zu finden und zu fördern, von Krankheiten und Hunger bis zu Klima und Bildung.

Für seine Arbeit wurde Lomborg als einer der 100 einflussreichsten Menschen der Welt vom TIME- Magazine ausgezeichnet. Er ist „Visiting Fellow“ an der Hoover Institution der Stanford University und ist ein häufiger Kommentator in Print- und Rundfunkmedien, für Medien wie die New York Times, Wall Street Journal, The Guardian, CNN, FOX und die BBC. Seine monatliche Kolumne wird in vielen Sprachen von Dutzenden einflussreicher Zeitungen auf allen Kontinenten veröffentlicht.

Er ist ein Bestseller-Autor, dessen Bücher unter anderem „False Alarm: How Climate Change Panic Costs Us Trillions, Hurts the Poor, and Fails to Fix the Planet“, „The Skeptical Environmentalist“, „Cool It“, „How to Spend $75 Billion to Make the World a Better Place“, „The Nobel Laureates‘ Guide to the Smartest Targets for the World 2016-2030“ und „Prioritizing Development: A Cost Benefit Analysis of the UN’s SDGs“ umfassen.

Sein neustes Buch ist „Best Things First“.

Wer mehr wissen möchte, kann sich auf seiner Homepage umschauen: https://lomborg.com/about

Die Absicht dieses Beitrags

Ich will hier nichts Umfassendes abliefern, sondern nur einige Punkte von Björn Lomborgs Argumenten aufgreifen und in meinen Worten wiedergeben.

In Bezug auf den Klimawandel werde ich hier keine Position beziehen, sondern einfach die Position von Björn Lomborg darstellen.
Er steht klar auf dem Standpunkt, dass der Klimawandel menschengemacht ist und dass er uns Probleme macht, mit denen wir umgehen müssen.
Aber eigentlich ist es für die Lösungen die er vorschlägt völlig unerheblich, ob der Klimawandel menschengemacht ist…
Es ist also völlig egal, welche Meinung Sie oder ich dazu haben. Es lohnt sich in jedem Fall sich mit seinen Argumenten zu befassen.

Die Wissenschaft besteht im Übrigen nicht nur aus Klimawissenschaften, oder Naturwissenschaften, sie beinhaltet auch Sozial- und Ingenieurswissenschaften. Gerade beim Thema Klimawandel, sollte man das nicht vergessen.
Björn Lomborgs Perspektive ist eine eher sozialwissenschaftliche bzw. ökonomische. Und wenn man seine Kernargumente verstanden hat, dann versteht man auch, warum es so wichtig ist, die Klimapolitik nicht nur den Naturwissenschaftlern und den Politikern zu überlassen…

Kernargumente von Björn Lomborg zum Klimawandel

Lomborg warnt meist erst mal vor Panikmache und einer einseitigen Darstellung beim Thema Klimawandel.
Er fordert eine sachliche Debatte, die auf rationalen Analysen und nicht auf emotionalen Reaktionen basiert.
Wer könnte dazu schon NEIN sagen?

Zuerst ist es ihm wichtig zu verstehen, dass der Klimawandel nicht das Ende der Welt ist.
Dafür liefert er leicht nachvollziehbare Argumente:

Beispiele, warum der Klimawandel nicht das Ende der Welt ist:

Ich belasse es bei diesen Beispielen.

Björn Lomborg bleibt auch nicht dabei stehen uns mit Zahlen und Daten die Angst zu nehmen und Hoffnung für die Zukunft zu geben.
Er kritisiert durchaus, dass uns häufig etwas vorgemacht wird.
Wir sollten uns auch den Wahrheiten stellen, auch wenn sie für manche unangenehm sein mögen:

Die Wahrheit sagen

Das glaubt vermutlich jeder zu tun. Aber zur Wahrheit gehört es manchmal, die eigenen Hoffnungen nicht für die Wahrheit zu halten, sondern sie an der Realität zu testen.

Was sollten wir tun?

Was schlägt Björn Lomborg konkret vor?
Eigentlich sind es gar nicht die Vorschläge von Björn Lomborg allein. Er ist nur das Gesicht einer ganzen Gruppe von Ökonomen und anderen Wissenschaftlern, die viel Zeit dafür aufgewendet haben, um die Frage zu beantworten:
Was können wir tun, um mit möglichst geringem Einsatz, möglichst viel für möglichst viele Menschen zu erreichen.
Offensichtlich eine kaum zu kritisierende Fragestellung.

Man mag einwenden: „Warum sollten wir einen möglichst geringen Einsatz anstreben – wir könnten doch einfach auch ganz viel tun, oder?“
Vergessen Sie nicht: Unsere Mittel und Möglichkeiten sind immer begrenzt.
Wir haben nicht unendlich viel Geld, unendlich viel Arbeitskraft und beliebig hoch entwickelte Technologien.
Und auch wir selbst streiten zu oft über den „besten Weg“, obwohl jeder mittelmäßige schon besser wäre, als der schlechte, den wir gerade entlang laufen während wir streiten…

Wir müssen also immer eine Auswahl treffen und das Effizienteste sollten wir daher zuerst tun, besonders dann, wenn es dringend ist.

Seine grundlegende Vorgehensweise ist einfach:

  1. Schauen, wo können wir überall unser Geld und unsere Arbeit investieren?
  2. Untersuchen, an welchen dieser Möglichkeiten wir mit möglichst geringem Einsatz, den größten Nutzen erhalten.
  3. Schlussfolgerung: Die Dinge, die mit den geringsten Mitteln den größten Effekt haben, zuerst tun.
    In Bezug auf den Umgang mit den Folgen des Klimawandels sind die Ergebnisse erstaunlich.

Ich werde hier nicht alles berichten können, was Björn Lomborg und andere dazu herausgefunden haben.
Aber damit Sie ein Gefühl für die Richtung bekommen, nenne ich ein paar Beispiele:

Viele Probleme entstehen und verstärken sich durch Armut

So manch konkretes Problem startet schon mit der Geburt…

Björn Lomborg weist darauf hin, dass etwa 300.000 Mütter jedes Jahr weltweit während der Geburt sterben.
Und etwa 2,3 Millionen Kinder sterben in den ersten 28 Tagen ihres kurzen Lebens.
Diese Tragödie wäre mit sehr wenig finanziellem Aufwand zu lösen – mindestens erheblich zu verbessern.
Man benötigt auch hier wieder keine Raketenwissenschaft dazu.
Ein Beispiel:
Etwa 5% der Neugeborenen fangen nicht von alleine an zu Atmen. In den reichen Ländern ist das kein Problem. Bei uns bekommen Sie routinemäßig eine kurze Beatmung und fangen dann selbst zu atmen an. In vielen Entwicklungsländern sterben Kinder, weil es an den nötigen Beatmungsgeräten fehlt, die man für 75,- Dollar beschaffen könnte. Mit jedem einzelnen dieser Geräte könnte man in den Jahren nach der Anschaffung viele dieser Kinder retten, wenn sie den Müttern und deren Geburtshelfern dort zur Verfügung stünden.

Mit einem sehr geringen Aufwand, so fand die Gruppe um Lomberg heraus, könnte man 700.000 Kinder retten.
Doch wir tun es nicht, sondern diskutieren darüber, ob der Klimawandel nun menschengemacht ist, oder nicht…
Der Klimawandel ist sicher ein globales Problem – Kindersterblichkeit ist es aber auch.
Letzteres ist mit wesentlich weniger Aufwand und in viel kürzerer Zeit zu lösen.
Wo sollten wir wohl unsere Prioritäten setzen?

Bildung

Gerade in Entwicklungsländern ist Bildung ein unterschätztes Problem.
Gut ausgebildete Kinder werden als Erwachsene wesentlich produktiver und lernen viel besser Probleme in Ihren Ländern zu Lösen, als ungebildete.
Die Menschheit insgesamt würde davon profitieren.
Lombergs Team schätzt, dass man durch die Investition von 10 Billionen Dollar einen späteren Ertrag von 600 Billionen Dollar erzielen könnte.

Investition in Bildung hat der Menschheit schon immer erheblichen Ertrag gebracht. Warum sollen wir ein derartiges Erfolgsrezept nicht weiter verfolgen?

Tuberkulose und Malaria

In den „reichen“ Ländern haben wir das Problem der Tuberkulose fast vollständig gelöst. Wir wissen also wie das geht.
In den Entwicklungsländern sterben aber immer noch etwa 1,4 Millionen Menschen jedes Jahr daran.
Lomborg und sein Team schätzt, dass wir mit dem Einsatz von 5,5 Billionen Dollar, ungefähr 1 Million Menschenleben retten können.

Auch bei der Malaria ist das ähnlich.
Mit einfachen und billigen Moskitonetzen, die mit Insektiziden imprägniert werden, könnte man das auf sehr günstige Art wesentlich verbessern.

Weitere Punkte, die wir zu wenig diskutieren, während wir über die „wahren“ Ursachen des Klimawandels streiten.

Wir könnten unglaublich viel Gutes tun, wenn wir uns vorher genau anschauen, wo wir unser Geld und unsere Arbeitskraft investieren.
Die Klimawandelpanik führt oft dazu, dass wir unheimlich viel Geld und Ressourcen an Stellen ausgeben, die sehr ineffizient für das Lösen unserer konkreten Probleme sind und dort dann schmerzlich fehlen.
Björn Lomborg hat in seinem neuen Buch 12 Bereiche vorgeschlagen in denen wir sehr effizient helfen können:

Wie Sie sehen können, kommt er nach seinen Analysen zu von manchen unerwarteten Schlussfolgerungen.

Die meisten seiner Punkte hängen mit dem Problem der Armut zusammen. Das dürfte in den bisherigen Beispielen schon klar geworden sein.

Ich möchte hier nicht alles durchgehen und auch nicht behaupten, dass alles was er und seine Mitarbeiter vorschlagen schon der Weisheit letzter Schluss wäre.

Aber es gibt keinen Grund sich die Zukunft ausgerechnet wegen dem Klimawandel in „dunkelschwarz“ vorzustellen…

Ganz allgemein ist es schwierig die Kreativität der Menschen vorherzusagen, aber sicher wird auch das einen erheblichen Beitrag für eine positive Zukunft leisten.
Jedenfalls dann, wenn wir unsere Kreativität nicht nur für bessere Waffensysteme und Kriege „verpulvern“.

Das ist nun kein typisches Björn Lomborg- Argument, aber ich komme nicht umhin, es zu nennen:

Etwa 5,5 % der globalen CO2-Emissionen dürften allein den Militärs der Welt zuzurechnen sein.
Quelle: https://www.scientists4future.at/2023/05/15/co2-stiefelabdruck-des-militars/
Dies ist schon in Friedenszeiten ein enormer Posten.
Doch auf der Welt toben Kriege. Sie kosten täglich Menschenleben.
Vielleicht sollten wir uns mehr um unseren Beitrag zum Frieden, als um unseren CO2- Beitrag sorgen – was meinen Sie?

Wir haben beim Frieden bisher versagt, also stecken wir unser Geld und unsere Energie in Windräder, mit denen wir unsere Ziele auch nicht erreicht haben?
Das wäre doch eine ziemlich schräge Argumentation.

Technologische Entwicklung

Viele Menschen, die die Energiewende in Ihrer bisherigen Form weiterführen wollen, weisen ja selbst darauf hin, dass wir uns technologisch weiterentwickeln.
Während Sie ihre Vorstellungskraft allerdings auf Batteriespeicher, Wasserstoff, effizientere erneuerbare Energien und Elektroautos begrenzen, bleibt Lomborg hier offener.
Die Chinesen übrigens auch, denn sie bauen nicht nur jede Menge Windräder, Solarzellen und Wasserkraftwerke, sondern auch Kohlekraftwerke (hoffentlich effiziente mit guter Abgasreinigung) und Atomkraftwerke (hoffentlich sichere).
Wer kann schon vorhersagen, was wir sonst noch alles erfinden werden?

Anpassen

Deiche bauen, Heizungen und Klimaanlagen, stabilere Häuser (insbesondere in ärmeren Ländern), besser gedämmte Häuser,
medizinische Entwicklungen – all das was wir schon kennen, kann viel mehr leisten als wir uns das bisher vorstellen, weil diese Themen oft bei der Diskussion um den Klimawandel untergehen.

Neue Entwicklungen sind da noch gar nicht enthalten.
Sie sind aber wahrscheinlich, wenn man sich unsere Geschichte vor Augen hält.

Suchen Sie im Netz mal nach dem Dual Fluid Reaktor.
Der wird gerade in Ruanda geplant. Wir werden sehen, ob er seine Versprechen halten kann.
In Deutschland wird das aber kaum diskutiert. Erstaunlich, denn die Erfinder kommen schließlich aus Deutschland und er verspricht nicht nur extrem sicher zu sein, sondern auch noch unser Atommüll- Problem zu lösen, da er auch Atommüll als Rohstoff nutzen kann.

Zusammenfassung

Lomborgs Argumente, die in Deutschland eher selten diskutiert werden (oder hatten Sie von ihm schon mal gehört?), erhalten auch aus ganz anderer Richtung Rückenwind.
Eine Studie der DIHK kommt beispielsweise zu dem Schluss:

Diese Studie zeigt, dass die bisher verfolgte Strategie der Energiewende absehbar in eine volkswirtschaftliche Sackgasse führt. Mit kumulierten Energiesystemkosten von rund 4,8 bis 5,4 Billionen € bis 2050 erscheint der aktuelle Pfad nicht nur unnötig teuer, sondern auch strukturell ineffizient.

Quelle: https://www.frontier-economics.com/media/u1vbsfop/frontier-dihk-energiewende-plan-b-03092025-stc-update-stc.pdf

Ja, wir brauchen eine Diskussion über Effizienz.
Und das ist sicher etwas, das Björn Lomborg weltweit angestoßen hat, auch wenn wir in Deutschland eher selten davon hören.

Was unsere Möglichkeiten zum Umgang mit dem Klimawandel angeht, so bleibt festzuhalten, dass wir bisher viel zu sehr in eine bestimmte Richtung gedacht haben.
Wir sollten offener sein und andere Argumente, wie die von Björn Lomborg in Betracht ziehen.
Grund für Panik gibt es nicht.
Gründe für eine offene Debatte sollte es in einer Demokratie jedoch immer genug geben.

Streit um Klimawandel?

Der Ausgangspunkt des Problems

Für viele Bürger ist der Klimawandel ein zentrales Thema.
Und wie bei allen Themen, die den Menschen wichtig sind, gibt es unterschiedliche Meinungen dazu und es wird heftig gestritten.

In Schriesheim wird das aktuell durch den Bürgerentscheid mal wieder verstärkt.
Wenn ich mit Menschen in’s Gespräch komme, die sich für die Windräder im Schriesheimer Wald aussprechen, so stelle ich fest:
Viele sehen die negativen Auswirkungen auf den Wald und weitere damit verbundene Probleme durchaus,
doch dann kommt ihr „alles schlagendes“ Argument: Aber der Klimawandel – was sollen wir denn sonst tun?

Nun gibt es Leute, die glauben, dass der menschengemachte Klimawandel ein riesiges Problem ist und solche, die das für eine gewaltige Fehleinschätzung halten. Da wird ziemlich unversöhnlich gestritten.

Grund genug mich mit diesem Thema mal etwas ausführlicher auseinander zu setzen.

Leugner, Hysteriker und andere Zeitgenossen

Vielleicht sollten wir mal einen Moment darüber nachdenken, weshalb es so schwierig ist „Klimawandel- Leugner“ und „Klimawandel- Hysteriker“ in eine fruchtbare Debatte zu bekommen.
Das wäre in einer Demokratie natürlich sehr nützlich. Streng genommen finde ich, dass es hier um den Kern der Demokratie geht…
Ich erlebe jedoch erschreckend selten, dass Menschen wirklich dazu bereit sind.
Das ist erklärungsbedürftig.

Ich möchte mich hier mal darauf konzentrieren, was uns Menschen so uneinsichtig, unnachgiebig und verständnislos für die jeweils andere Seite macht. Und das am Beispiel des Klimawandels erläutern.

Der Kern des Problems könnte der Glaube sein, dass wir dem Weltuntergang entgegen gehen, wenn wir nicht entschlossen und mit allen Mitteln jetzt sofort handeln. Nein, das ist zu schwach formuliert:
Ich behaupte mal:
Der Kern ist, das „Wissen“, dass wir dem Weltuntergang entgegen gehen – und das gilt merkwürdigerweise auf beiden Seiten des Meinungsspektrums…

Ich beginne mit einer groben Darstellung der Seite der „Klimawandel- Hysteriker“, die sich selbst natürlich niemals so nennen würden, da sie ja nur sagen, was „die Wissenschaft“ herausgefunden hat – und das ist beängstigend…

Angst vorm Klimawandel

Wenn Sie diese Angst haben, dann stimmen Sie wahrscheinlich den nächsten Sätzen im Wesentlichen zu – auch wenn ich hier mal ordentlich zuspitze:

Der Klimawandel – und zwar der vom Menschen gemachte Klimawandel, ist nichts anderes, als das Absägen des Astes auf dem wir sitzen.
Und wenn wir noch eine Weile sägen, dann werden wir fallen…
Den Menschen, die das „wissen“, macht der erwartete Fall natürlich Angst.
Die Frage nach der Fallhöhe ist auch klar: Der Fall käme einer Katastrophe gleich.
Und zwar eine, die wir verhindern könnten, wenn wir nur alle an einem Strang ziehen würden.

Die ganze Welt hat doch inzwischen erkannt, dass es so ist.
Die Länder setzen sich in Kyoto und Paris zusammen und diskutieren, wie man das Problem lösen kann.
Die Wissenschaftler, die Politiker, die Medien – alle sind sich einig:
Der Klimawandel kommt und wir tun viel zu wenig und die Folgen werden verheerend sein.

Wir erleben die Folgen ja schon. Stürme mit Überflutungen, Trockenheit, Hitze, der steigende Meeresspiegel verschluckt Inseln und das ist ja nur der Anfang…
Man kann über die Typen, die das alles einfach nicht sehen wollen doch nur den Kopf schütteln.
Alle sind sich einig, bis auf die Spinner, die einfach nicht glauben wollen, dass 8 Milliarden Menschen immer schneller den Ast absägen, auf dem wir alle sitzen.
Wie kann man sich da gegen ein paar Windräder im Schriesheimer Wald stellen und das Volk mit ein paar toten Vögeln hinters Licht führen.

Diese Klimawandel- Leugner sind offensichtlich völlige Idioten.

So ungefähr urteilt die eine Seite.
Demgegenüber gibt es eben diese sogenannten „Klimaleugner“, die sich selbst natürlich auch niemals so nennen würden, da sie ja gar nicht das Klima leugnen.

Klimawandel gab es schon immer – die Hysteriker sind das eigentliche Problem…

…und vor diesem Problem kann man offensichtlich auch Angst haben.
Und wenn Sie die haben, dann stimmen Sie wahrscheinlich den nächsten Sätzen im Wesentlichen zu – auch wenn ich hier auch ordentlich zuspitze:

Das „wahre“ Problem mit dem Klimawandel ist, dass wir seit Jahrzehnten darüber belogen werden.
Mit dem Club of Rome hat es angefangen – deren ganzen Voraussagen haben sich längst als falsch herausgestellt.
Al Gore hat noch einen draufgesetzt. Mit seinem gefälschten Hockeystick-Diagramm, hat er eine dramatische Zunahme der globalen Temperaturen als menschgemachten Klimawandel herbei illustriert. Diese Lüge mit der falschen Darstellung des Hockeysticks ist zwar inzwischen aufgeflogen, aber den Hysterikern sind solche Fakten ja egal. Sie glauben es einfach trotzdem, weil die Politik das IPPC damit beauftragt hat, zu zeigen dass der Klimawandel menschengemacht ist. Wenn man Leute dafür bezahlt, das zu zeigen, dann werden die das zeigen – kein Wunder…

Viele Länder haben diesen Quatsch gerne aufgenommen, um ein Thema zu haben, mit dem sich die eigene Bevölkerung gängeln lässt.
Und die ärmeren Länder nutzen das, um die reichen Länder politisch unter Druck setzen zu können und Forderungen zu stellen.
Vielleicht haben viele davon es sogar selbst geglaubt.
ZB. beim Pariser Abkommen (2015), das darauf abzielt, die Erderwärmung auf unter 2 Grad Celsius zu begrenzen, mit dem Ziel, sie auf 1,5 Grad zu beschränken.
Als könnte der Mensch das Klima kontrollieren, oder auch nur vorhersagen. Wir schaffen ja noch nicht mal 3 Tage Wetter ordentlich vorherzusagen.
Dabei erzeugt Deutschland noch nicht mal 1,5% des weltweiten CO2 Ausstoßes, die Chinesen 30%, was aber auch völlig egal ist, weil es auch früher schon wesentlich höhere CO2 Konzentrationen auf der Erde gegeben hat und die Welt ist auch nicht untergegangen.
Mit diesem „Fake“ werden uns schrittweise unsere Freiheiten genommen. Man will uns vorschreiben welche Heizung wir einbauen, welche Autos wir fahren, uns immer stärker kontrollieren, als wenn es die Aufgabe der Politik wäre uns am Ende noch vorzuschreiben was wir essen, weil die Kühe Klimagas furzen…
Dabei wird unsere Industrie beschädigt und unser Wohlstand schrumpft, und daher auch die Füllhöhe unseres Geldbeutels.
Und das ist ja erst der Anfang…
Die Klima- Hysteriker sägen also auf dem wirtschaftlichen Ast, auf dem wir sitzen. Sie zerstören unseren hart erarbeiteten Wohlstand.

Dass es wärmer wird ist in Wahrheit doch prima. Die erhöhte Verdunstung führt zu mehr Regen und die Wüsten werden grüner. Wir haben Rekord Ernten auf der Welt und trotz der 8 Milliarden Menschen hungern weniger als noch vor 20 Jahren.
Wollen die Spinner nicht mal die offensichtlichsten Fakten anerkennen?
Wir sind doch nicht 8 Milliarden geworden weil wir alle verdurstet, „erschwitzt“, überflutet und von Wirbelstürmen weggeweht worden sind.
Die Klima- Hysteriker werden nur von den Eliten benutzt, um deren wahre Ziele umzusetzen. Ihre Herrschaft zu festigen und uns zu knechten.
Am Ende schicken uns diese Eliten in ihre Kriege, um ihre Interessen durchzusetzen. Auch dabei lügen sie, wie es ihnen in den Kram passt. Die Medien haben sie gekauft und die Masse macht jeden Mist mit, auch wenn es im Extremfall den eigenen Tod bedeutet.

Diese Klimawandel- Hysteriker sind offensichtlich völlige Idioten.

So weit zu den beiden Extrempositionen, die mir begegnen.

Wer hat denn nun die Wahrheit in der Tasche?

Zwischen den beiden von mir hier beschriebenen Extrempositionen gibt es sicher noch unendlich viele Zwischenräume und Abstufungen, aber ich denke, es ist klar worum es mir geht – übertrieben formuliert:
Wie kommen wir mit den anderen „Idioten“ zusammen?

Es handelt sich offensichtlich um ein komplexes und ziemlich verfahrenes Problem.

Nebenbei bemerkt:
Die erfolgreichsten Strategien der Menschheitsgeschichte, um mit komplexen Problemen umzugehen liefert die Wissenschaft.
Allerdings nicht die bezahlte und abhängige, sondern die freie und eher selten anzutreffende „freie“ Wissenschaft…
Aber wir sind ja keine Wissenschaftler. Wir werden das Problem wohl in unserem Alltag lösen müssen – Mit Argumenten, die uns allen zur Verfügung stehen. Daher werde ich mich hier nicht mit Pro- und Contra- Studien befassen, sondern das Thema eben mal ganz anders angehen…

Falls es Wege gibt, die extremen Positionen zur Zusammenarbeit zu bewegen, dann müssen wir wohl gemeinsam danach suchen.
Wie soll das gehen, wenn man sich gegenseitig für bescheuert hält?

Nun der 1. Schritt wäre dann wohl, den anderen als Gesprächspartner auf Augenhöhe, trotz unterschiedlicher Meinung zu akzeptieren.
Und um zu illustrieren, dass das schwierig für beide Seiten ist, habe ich ja gerade die Extrempositionen grob skizziert.

Wir kennen also das Problem. Wie kann ich jemanden ernst nehmen, dessen Meinung ich für idiotisch (mindestens für falsch) halte?

Intuitiv machen wir immer den gleichen Fehler – so zumindest meine Erfahrung – wir versuchen den anderen „aufzuklären“, damit er endlich dazu lernt und die Welt nach seinem Lernprozess endlich so wie ich sieht. . .

Leider ist dieser intuitive Ansatz wohl ziemlich naiv, um es freundlich auszudrücken.
Mein Gesprächspartner macht natürlich den gleichen naiven Fehler und die Gespräche enden in Enttäuschung auf beiden Seiten, wenn es gut läuft.
Ebenso kann man sich anschreien oder „auf den Mund boxen“, was aber offensichtlich auch nicht weiterhilft.
Nein es schadet – und es ist „im Kleinen“ das, was „im Großen“ Krieg genannt wird…

Auch Abstimmen – die letzte Rettung der Demokratie – löst das Problem nicht wirklich, sondern hinterlässt nur eine Minderheit, die überzeugt ist, dass die „bekloppte Mehrheit“ mal wieder einen Schritt in Richtung „Weltuntergang“ oder mindestens „Verschlechterung der Situation“ gemacht hat.
Völlig egal welche Seite nun gerade in der Mehrheit ist.
Das ist unserer Wertschätzung für die Demokratie vermutlich nicht gerade zuträglich – und das halte ich für ein ziemlich großes Problem…

So, oder so ähnlich, läuft das wohl schon seit es Menschen gibt – und wir leben immer noch – und sind so viele wie noch nie zuvor und es geht uns so gut wie noch nie zuvor – zumindest uns hier, die nicht in einem Kriegsgebiet oder einem Entwicklungsland leben und ein stabiles Stromnetz und stabile Wasserversorgung und ein soziales Gesundheitssystem usw. haben…
Irgendwas an unserer „Weltuntergangsstimmung“ könnte ja vielleicht falsch sein. Aber was?

Das was am nächsten an den Weltuntergang herankommt ist wohl der Krieg.
Wenn wir den vermeiden könnten, wäre das sicherlich die halbe Miete.
Das ist uns allerdings bisher weltweit und historisch betrachtet noch nicht so recht gelungen.
Krieg ist eine reale und konkrete Gefahr, deren Ausmaß wir zu Recht fürchten sollten.
Alle anderen Gefahren sind kleiner, oder unwahrscheinlicher. (Ein echter Weltuntergang, durch einen großen Meteoriteneinschlag wäre eine riesige Gefahr, aber eben glücklicherweise sehr unwahrscheinlich…)

Und dieser Grundgedanke bringt uns der Lösung unseres Problems vielleicht näher:

Eine mögliche Lösung?

Wie wäre es, wenn wir mit den anderen Idioten vereinbaren konkrete Probleme zu lösen, anstatt uns gegenseitig zu überzeugen befürchtete Probleme zu verhindern, die aus unseren unterschiedlichen Sichtweisen resultieren?
Klingt das komisch für Sie?

Um das auf einem völlig anderen Gebiet noch etwas zu verdeutlichen – was ist wichtiger?

  • Zum Arzt gehen, wenn ich mir den Arm gebrochen habe, oder einen Herzinfarkt habe, oder sonst irgendeine Krankheit, die mich im Hier und Jetzt ernsthaft bedroht?
  • Oder mich gesund ernähren, damit ich niemals einen Herzinfarkt bekomme, oder Diabetes, oder Krebs, oder eine Infektion, oder sonst was.

Wenn Sie beide Punkte für gleich wichtig halten, dann warten Sie, bis sie sich einen Arm gebrochen haben und stellen Sie sich die Frage nochmal…

Es dürfte klar sein, dass ich das Lösen konkreter Probleme für wichtiger halte, als die Prävention von viel später, oder auch nur vielleicht eines Tages eintretenden Problemen.
Denn das Problem mit Voraussagen ist, dass sie recht schwierig sind, besonders wenn sie die Zukunft betreffen…

(Das Zitat „Voraussagen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“ wird Yogi Berra zugeschrieben, einem berühmten amerikanischen Baseballspieler und -trainer. Es betont die Unsicherheit der Zukunft und die Schwierigkeiten beim Treffen von Vorhersagen und das gilt besonders auch für Wissenschaftler…)

Wenn Sie keine konkreten Probleme erkennen können, oder nach dem Lösen Ihrer konkreten Probleme noch Zeit übrig haben, dann können und sollten Sie sich den Luxus gönnen, sich mit Prävention zu befassen.
Tun Sie das gerne, aber zwingen Sie nicht andere, die sich noch mit konkreten Problemen herumschlagen, sich mit Ihrem „Luxusproblem“ zu befassen.

Ich sage also keineswegs, dass Prävention falsch ist, aber sie hat nun mal nicht die erste Priorität. Vor allem dann nicht, wenn es noch konkrete Probleme gibt, die unserer Aufmerksamkeit bedürfen.

Fahren sie in die Ukraine, zu jemandem dessen Haus gerade weggebombt wurde und erklären ihm, dass er seinen CO2 Fußabdruck senken soll, oder erklären Sie ihm, dass Al Gore mit seiner Hockeystick Grafik geflunkert hat?
Wohl kaum.

Ich habe am Anfang geschrieben: „Für viele Bürger ist der Klimawandel ein zentrales Thema. „
Das gilt vermutlich nicht für viele Bürger in den (zu zahlreichen) Kriegsgebieten, oder?

Nun muss ich mir wohl auf den ersten Blick den Vorwurf gefallen lassen, dass ich vom selbst gewählten Thema abgelenkt habe.
In der Überschrift steht was vom Klimawandel und im Text schreibt er was vom Krieg…
Ich habe hier aber nur ein extremes Beispiel gewählt, weil ich meinen Grundgedanken verdeutlichen wollte:

Wir haben jede Menge ganz konkrete Probleme im Hier und Jetzt. Konzentrieren wir uns doch zuerst auf die, die wir relativ leicht lösen können.
Und das sind die, auf die wir uns mit großen Mehrheiten einigen können.

In Bezug auf den Klimawandel, liefert für diesen Gedanken die besten Ideen nach meiner Meinung Björn Lomborg.
Da er in Deutschland weitgehend unbekannt ist, werde ich seine Perspektiven zum Klimawandel in meinem nächsten Artikel näher beleuchten.
Er glaubt übrigens an den menschengemachten Klimawandel, aber das sollte Menschen mit anderer Meinung nicht davon abhalten sich mit seinen Argumenten zu befassen.

Er konzentriert sich auf realistische Lösungen konkreter Probleme.
Ob er dabei glaubt, dass der Klimawandel von uns Menschen verursacht wird, oder nicht, ist für die Lösungen, die er vorschlägt völlig egal.
Und damit könnten wir dem Streit um den Klimawandel die Schärfe nehmen und zu mehr Miteinander bei der Lösung der Probleme, vor die uns der Klimawandel durchaus stellt, kommen.

Und so ist es übrigens mit vielen unserer Vorstellungen über die Welt:
Sie sind für unseren Umgang mit den konkreten Problemen meist völlig unwichtig und wir verschwenden dennoch viel unserer kostbaren Zeit darauf andere vermeintliche „Idioten“ davon zu überzeugen, dass sie sich mit einem unproduktivem Streit befassen müssen, anstatt gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

In wenigen Sätzen zusammengefasst:

Es ist egal, ob der Klimawandel mehr, oder weniger, oder ganz oder gar nicht vom Menschen verursacht wird.
Wozu darum streiten?
Wenn es wärmer wird und uns das Probleme macht, dann müssen wir sie doch sowieso lösen.

Also schauen wir uns unsere konkreten Probleme an und reden darüber, wie wir sie möglichst effizient lösen können.
Wenn das kein Ausgangspunkt ist, der uns verbinden kann, anstatt zu streiten, dann weiß ich auch nicht weiter.

Über Windräder, Komplexität und Demokratie

Aktuell beschäftigt mich das Thema der Windräder im Schriesheimer Wald.
Kürzlich war ich auf dem Schriesheimer Markt und habe einige Gespräche am Stand der Bürgerinitiative Gegenwind Bergstraße e.V. mit interessierten Bürgern geführt.
Es steht ein Bürgerentscheid zu diesem Thema am 09.11.2025 an.
Wer mit JA beim Bürgerentscheid stimmt, sagt NEIN zu den Windrädern im Schriesheimer Wald.

Das hier ist ein stark strukturierter Beitrag, sonst verliert man (sowohl beim Schreiben, als auch beim Lesen schnell den Überblick).
Jedes Kapitel kann leicht „auf- und auch wieder zugeklickt“ werden. Ich hoffe, das erleichtert das Lesen.

Ich belasse es nun erst mal mit diesen paar Hinweisen, wie sich meine ablehnende Haltung gegenüber Windrädern im Schriesheimer Wald erklärt.

Prüfen wir alle unsere eigenen Meinungen ebenso hart wie die der Anderen.

Wenigstens können wir damit den Unentschlossenen gute Ideen an die Hand geben, damit sie sich eine klarere Meinung bilden können.

Stellungnahme

Die Berichterstattung in der RNZ macht es notwendig Stellung zu beziehen.

Dort steht über Lissy, Hilmar, und mich zu lesen [die Anmerkungen in eckigen Klammern sind von mir eingefügt]:

Die beiden [Lissy und Hilmar] hatten diese [die BgS] nach einem Zwist um die Unterstützung von Christoph Oeldorf im Bürgermeisterwahlkampf und zuletzt um Stefan Bernauers Beteiligung an den coronaskeptischen „Montagsspaziergängern“ verlassen.

Quelle: https://www.rnz.de/nachrichten/bergstrasse_artikel,-neue-gruppe-will-fraktion-werden-initiative-schriesheimer-buerger-gegruendet-_arid,877408.html

Sollte ein Journalist wenn er über einen „Zwist“ berichtet, nicht versuchen neutral über beide Seiten zu berichten?
Eigentlich hatte ich mit Herrn Hörnle – der Autor des Artikels – in den letzten Jahren meist sehr gute Erfahrungen gemacht und ihn als guten Journalisten geschätzt.
Aber gerade wenn man jemanden schätzt, gehört es auch dazu, es offen zu sagen, wenn er Fehler macht, oder eine fragwürdige Meinung verbreitet.

Lieber Herr Hörnle, ich kann nicht beurteilen, was Ihnen Lissy und Hilmar erzählen, aber ich hatte jedenfalls keinen Zwist um die Unterstützung von Christoph Oeldorf mit Lissy und Hilmar.

Tatsächlich habe ich, nachdem die BgS eine Abstimmung durchgeführt hat, ob sie Herrn Oeldorf oder Frau Tuncer unterstützen, oder in dieser Frage neutral bleiben soll, für Herrn Oeldorf Flyer in Altenbach verteilt und war auf seinem Infostand vor der ev. Kirche für ihn im Wahlkampf aktiv.
Lissy sollte sich auch daran erinnern, sie war ja auch dabei.
Herr Reidinger (CDU) kann Ihnen berichten, welche Straßen ich mit Flyern versorgt habe – er hat sie mir persönlich vorbei gebracht. Die Bürger, die ich dabei persönlich gesprochen habe, dürften das auch bezeugen können. . .

Auch die wiederholte Falschbehauptung macht das Geschriebene nicht richtiger.
Bereits am 20.01.2022 war in der RNZ zu lesen:

Einer der Auslöser war, dass Breitenreicher und Frey den Bürgermeisterkandidaten Christoph Oeldorf unterstützten – worin ihnen nicht jeder in der BgS, darunter auch Bernauer, folgen wollte.

Quelle: https://www.rnz.de/nachrichten/bergstrasse_artikel,-schriesheim-alle-wollen-liselore-breitenreicher-_arid,807295.html

Lieber Herr Hörnle, Sie mögen mich, bei unserem letzten etwa 10 minütigen Telefonat am 19.01.2022 falsch verstanden haben. Falls das so war, dann hätte ich gerne die Gelegenheit gehabt, das zu korrigieren.
Ich erinnere mich, dass ich an diesem Abend wenig Zeit hatte. Und Sie zitieren einen Teil unseres Gesprächs in Ihrem Artikel vom 20.01.2022 völlig richtig, denn die Entwicklungen bei der BgS sind eine lange und komplexe Geschichte.
Nicht richtig ist jedoch nach wie vor, dass ich Herrn Oeldorf nicht unterstützt hätte.
Ich habe mir dafür übrigens von einigen Bürgern Kritik anhören müssen. (Die ich durchaus nachvollziehen kann – viele hatten bei uns auch dafür gestimmt, dass die BgS sich neutral verhalten sollte, aber die Mehrheit entschied sich für die Unterstützung von Herrn Oeldorf. . . )
Ich habe mich an die BgS- Abstimmung gehalten und damit an das Konzept der BgS und damit auch an das, was ich im Wahlkampf versprochen hatte.
Lissy hatte sich dagegen schon lange vor der Abstimmung öffentlich für Herrn Oeldorf ausgesprochen. Das finde ich durchaus kritikwürdig, aber wegen solcher Kleinigkeiten lasse ich mich sicher nicht auf einen „Zwist“ ein. . .

Welche komplexen Probleme es tatsächlich gab‘, darüber habe ich schon im November 2021 ein Video gemacht.
Das kann sich jeder, der bereit ist sich 26 min. Zeit zu nehmen, anschauen. Mit einem Klick hier zu finden!
(Darin ist übrigens keine Rede von Corona, wer die BgS Krise auf mich und meine Meinung dazu reduzieren will, hat kurz gesagt keine Ahnung, oder nutzt absichtlich meine zwar unpopuläre, aber sehr gut begründete Meinung bei diesem Thema für eigene Zwecke. . . )
Mein Video habe ich Herrn Hörnle per Email am 19.01.2022 nahe gelegt, damit er sich ein Bild machen kann.

Und so weit ich mich erinnere, war vereinbart, dass ich auch noch die Gelegenheit bekommen sollte, meine Sicht der Dinge in einem seiner Artikel darstellen zu können. (Und damit war nicht das Interview zu den Montagsspaziergängen gemeint, da es darin ja nicht um die Probleme der BgS ging. Darin schreibt Herr Hörnle noch – völlig richtig übrigens – dass ich „ganz sicher nicht zu den Rechtspopulisten“ zähle. . . )
In meiner Email an Herrn Hörnle schrieb ich:
‚Mit „den Hintergrundinfos“ aus dem Video sollte ein vertiefendes Gespräch über die aktuellen Entwicklungen jedenfalls einfacher werden.‘

Auf ein solches vertiefendes Gespräch wartete ich bislang vergebens.

Statt dessen lese ich aus Herrn Hörnles Feder Dinge über mich in der RNZ, die mir diese Stellungnahme notwendig erscheinen lassen.

Nun für die wenigen Leser, die sich die Zeit nehmen sich für unterschiedliche Perspektiven zu interessieren, möchte ich noch anmerken, dass ich nicht auf alles eingehen kann, das ich gerne schreiben würde. Für ein Buch fehlt mir leider die Zeit. . .

Aber der folgende Absatz, hat es schon in sich.
Ich zitiere ihn vollständig und werde danach darauf eingehen:

Auf die Vorgeschichte der Trennung wollte Breitenreicher nicht eingehen, aber sie verkniff sich eine Spitze nicht: „Wer das Revolverblättel ,Schriesheimer Bote’ gelesen hat, weiß, wie der Bernauer tickt.“ Denn in dessen aktueller Ausgabe hatte der Vorsitzende des AfD-nahen Demokratie- und Kulturvereins Thomas Kröber – er gibt auch das „Magazin“ heraus – Bernauer interviewt. Die Verbindungen Bernauers, der sich als Basisdemokrat versteht und mittlerweile im Coronaskeptiker-Lager verankert ist, zur AfD sind wohl schon älter: Nach der Kommunalwahl, bei der Breitenreicher als einzige für die BgS in den Gemeinderat einzog, regte er an, sie und AfD-Einzelstadtrat Kröber könnten sich zusammentun, um so mit zwei Sitzen den Fraktionsstatus zu erreichen – was Breitenreicher ablehnte.

Quelle: https://www.rnz.de/nachrichten/bergstrasse_artikel,-neue-gruppe-will-fraktion-werden-initiative-schriesheimer-buerger-gegruendet-_arid,877408.html

Die Meinung von Lissy wiederzugeben, ist natürlich völlig in Ordnung.
Wer aber glaubt Ihre Perspektive wäre die einzig richtige und sich nicht mal fragt, ob es vielleicht auch eine andere geben könnte, der unterlässt doch etwas sehr wichtiges. . .
Nämlich denjenigen über den da eine Meinung verbreitet wird, auch mal nach seiner Perspektive zu fragen.

Tatsächlich hat Herr Kröber genau das gemacht, was ich mir vom „Leitmedium“ RNZ schon seit Januar erhofft hätte.
Wer das Interview im Schriesheimer Boten gelesen hat, darf danach gerne beurteilen „wie der Bernauer tickt“.
Wer das aber nicht tut und sich auf die RNZ verlässt, vermutet nun also wohl „Verbindungen“ zwischen mir und der AfD und die sollen sogar „schon älter“ sein.

Na so was. . .

Über den Nachrichtenwert einer Meinung

Welche Neuigkeiten hat denn die Schriesheimer Öffentlichkeit aus Lissys Munde durch die RNZ da erfahren?
Das wollen wir doch genauer wissen, oder?

Wer mit mir redet, bevor er sich eine Meinung bildet (oder sogar über mich schreibt), dem hätte ich einen ebenfalls „schon älteren“ Artikel von mir an’s Herz gelegt.
Hier zu finden. . .
Den hab‘ ich am 11.07.2019 bereits veröffentlicht und darin schon ausführlich über meine neuerdings sogenannten „Verbindungen“ zur AfD berichtet.
Es ging mir immer darum, unserem Wahlversprechen unparteiisch zu sein gerecht zu werden.
Nehmen wir doch mal die Zahlen von der letzten Kommunalwahl zur Hand:
Die FDP hat mit insgesamt 11245 Stimmen 2 Gemeinderäte und Fraktionsstatus erreicht.
Die BgS und die AfD hatten zusammen 6340 + 6061 = 12401 Stimmen und ebenfalls 2 Gemeinderäte.
Dennoch haben diese beiden keinen Fraktionsstatus.
Dieser Sachverhalt, hat parteipolitische Gründe.
Das kann man persönlich gut finden, oder auch nicht.
Die BgS war aber ausdrücklich als unparteiische Gemeinschaft angetreten.
Wäre es nicht konsequent gewesen, den 12401 Stimmen die gleichen Rechte zu geben, wie den 11245 Stimmen für die FDP?
Rechtlich gesehen hätten wir das, durch eine Fraktionsbildung tun können.
Diese Frage hatten wir damals diskutiert und abgestimmt.
Wie konstruiert man daraus eine Verbindung zur AfD?

Was bedeutet eigentlich „Verbindung“?
Oder was versteht wohl der Leser der RNZ darunter?
Ich habe vermutlich gar kein Problem damit eine Verbindung zur AfD zu haben – je nach dem, was das bedeuten soll. . .

Hab‘ ich jetzt beispielsweise auch „schon ältere Verbindungen zu den Grünen“, weil Lissy und ich damals gemeinsam entschieden haben einen von den Grünen angebotenen Sitz im Marktausschuss anzunehmen?
Das hatte ja immerhin praktische Auswirkungen, ohne dass es mit dem Rest der BgS zuvor abgestimmt wurde. Das haben Lissy und ich damals zu vertreten gehabt. (Das wurde auch innerhalb der Aktiven der BgS durchaus kritisch gesehen. . . )
Wohingegen über den Vorschlag eine Fraktion mit der AfD zu bilden diskutiert und abgestimmt wurde – wie sich das gehört und er wurde abgelehnt, hatte also keinerlei Konsequenzen.

Abgelehnt wurde er übrigens mit der Mehrheit von genau einer Stimme der damals anwesenden Aktiven und nicht allein von Lissy, wie man glauben könnte, wenn man den Artikel der RNZ liest. Aber das nur nebenbei, weil ich auf solche Feinheiten eben gelegentlich mal achte. . .
Man sollte das Ereignis im Übrigen auch nicht überbewerten, da wir an diesem Abend nur 5 Aktive waren. . .

Wenn man liest, was ich geschrieben habe, dann wird einem klar, dass es immer um die konsequente Umsetzung unseres Konzepts ging und nicht um persönliche Präferenzen meinerseits.
Diese liegen übrigens bei der Basisdemokratischen Partei Deutschlands und nicht bei der AfD. Auch das habe ich längst öffentlich mitgeteilt.
Und im Januar hat Herr Hörnle das auch selbst noch geschrieben.
Inzwischen scheint es ihm wohl wichtiger zu berichten was Lissy über mich sagt, als das, was ich selbst über mich erzähle und er auch selbst über mich geschrieben hat. . .

Ich kann das kaum nachvollziehen, aber jeder, der das verfolgt hat, könnte sich darüber mit mir gemeinsam wundern. . .

Zur Berichterstattung der RNZ sollte ich wohl noch erwähnen, dass ich keineswegs „mittlerweile im Coronaskeptiker- Lager verankert“ bin, sondern schon von Anfang an meine kritische Auseinandersetzung mit den Pro- und Contra- Argumenten der Corona- Politik öffentlich mitgeteilt habe.
Mein erster Artikel dazu findet sich hier.
Und dann noch mal ganz deutlich hier vom Mai 2020.
Es sind noch weitere dazu gekommen inklusive dem Interview zu den Montagsspaziergängen in der RNZ und vielleicht sollte man sich mal mit meinen Argumenten befassen, statt mit meinen angeblichen „Verbindungen“ zur AfD bzw. was Lissy darüber zu wissen glaubt. . .

Wie „prima“ ist es doch, wenn man sich nicht mit den komplexen Argumenten und gar mit Zahlen und Statistiken auseinandersetzen muss, sondern einfach sagen kann: „Der redet mit der AfD, da brauchen wir uns um Argumente ja nicht zu kümmern“ – ich überlasse es dem geneigten Leser, sich für dieses, wohl nicht ganz vorurteilsfreie Vorgehen, eine passendere Beschreibung als „prima“ auszudenken, denn irgendwie passt das nicht. . .
Lissy hat jedenfalls beschlossen und es in der RNZ mit folgenden Worten öffentlich gemacht: „Wer mich und andere persönlich verletzt, mit dem spreche ich nicht mehr. Da bin ich ein Elefant.“
Nicht berichtet wurde wodurch und wann ich sie und andere „persönlich verletzt“ haben soll. Hätte mich schon interessiert.
Sie hatte so etwas schon einmal in einer Email behauptet und ich bin in meinem Video darauf bereits eingegangen.
Wenn Lissy es als persönliche Verletzung betrachtet, wenn ich ihr nach 3 Jahren BgS erneut erklären muss, dass es sie (und alle anderen ebenso) nichts angeht welcher Bürger welchen Beitrag auf unserer Homepage eingegeben hat, weil wir mit Anonymität geworben haben, dann kann ich es nicht ändern.
Es entspricht nun mal den Fakten.
Es sind also allenfalls die Fakten, von denen sich Lissy persönlich verletzt fühlen kann und natürlich von der „Ungeheuerlichkeit“, dass ich mich an unsere öffentlichen Versprechen halte. . .
Mir ist nicht bekannt wen ich sonst noch verletzt haben soll.
Ich werde es wohl auch nicht erfahren, da sie ja nicht mehr mit mir redet und andere tun das möglicherweise auch nicht. . .

Ich rede dagegen mit jedem, der auch vernünftig mit mir redet.
Z.B. auch immer mal wieder mit Herrn Renkenberger von der FDP – teilweise ganz öffentlich auf Facebook.
Und wir sind keineswegs immer einer Meinung. . .
Auch mit Herrn Wolf von den Grünen hatte ich schon recht ausführliche Diskussionen per Email.
Gestern war ich gar auf der Veranstaltung der Grünen. Den Vortrag über „Direkte Demokratie“ von Dr. Wunder von „Mehr Demokratie e.V.“ (da bin ich seit Jahren Mitglied), wollte ich mir nicht entgehen lassen, nur weil morgen vielleicht in der Zeitung steht ich hätte ‚Verbindungen‘ zu den Grünen. . .
Herr Mittelstädt von der CDU hat sich mal mit mir und Herrn Kröber im Kaffeehaus getroffen und 2 Stunden geredet.
Und das sind noch längst nicht alle. . .

Ich habe also ganz schön viele „Verbindungen“.
Sind wir nicht alle Menschen – und das verbindet uns?
Ich denke schon.
Also welchen Nachrichtenwert hat das eigentlich, dass ich zur AfD „Verbindungen“ habe?
Ich würde sagen: „Keinen
Aber es hat vermutlich durchaus einen Effekt auf den Leser der die Hintergründe nicht kennt. Und das sind wohl die meisten. Und es würde mich auch nicht wundern, wenn dieser Effekt beabsichtigt wäre. Dann wäre auch klar, warum man denjenigen, über den man da was schreibt, nicht mal zur Sache befragt.
Aber ich lasse mir nicht nur das Reden nicht verbieten – auch nicht mit Herrn Kröber – sondern auch das Schreiben nicht.

Ich schreibe auch überall dort, wo sich mir eine Möglichkeit dazu bietet.
Ich will gar nicht versuchen objektiv zu beurteilen, ob der Mannheimer Morgen, die RNZ oder der Schriesheimer Bote „Revolverblätter“ oder „Qualitätsmedien“ sind.
Auch Lissys persönliche Beurteilung interessiert mich dabei herzlich wenig.
Solche Beurteilungen nimmt jeder Leser immer noch für sich selbst vor. Jedenfalls sollte man das in einer aufgeklärten Gesellschaft erwarten.
Dabei erscheint es mir auch hilfreich mal gelesen zu haben was man beurteilen möchte.
Ich glaube nicht, dass es ausreicht gelesen zu haben was eine andere (von eigenen Wünschen und Interessen motivierte) Person von sich gibt, um sich eine „eigene Meinung“ zu bilden. . .
Als meine Aufgabe sehe ich es meine Argumente zu nennen und zu einer sachlichen Auseinandersetzung beizutragen.
Und das überall dort, wo man sich für meine Argumente interessiert. Das tut man offensichtlich nicht überall.

Argumente statt Meinungen

Auseinandersetzungen sollten im übrigen immer mit Argumenten geführt werden.

Welche Argumente wurden eigentlich im Zusammenhang mit meinem Namen in dem Artikel der RNZ in’s Feld geführt?
Dass ich Herrn Oeldorf nicht unterstützen wollte?
Das ist falsch.
Dass ich Herrn Kröber ein Interview gegeben habe?
Das ist wahr, aber wofür ist das eigentlich ein Argument?
Was sage ich in diesem Interview?
Wurde darauf eingegangen?
Wer das Interview mal lesen möchte, damit er mitreden kann, ‚wie der Bernauer tickt‘ – bitte sehr – ich habe schließlich nichts zu verbergen:

In dem Interview ist mir übrigens ein Fehler unterlaufen. Ich hatte in meiner Excel Tabelle eine fehlerhafte Berechnung der Stimmenanzahl, die mir erst heute aufgefallen ist. . .
Lissy hat immerhin 19,12% der Stimmen erreicht.
Das berechtigt sie aus meiner Sicht immer noch nicht die 80,88% der anderen zu ignorieren.
Der Abstand zum 2. Platzierten bei der BgS betrug 3,32%.
Bei der FDP betrug er 6,27%.
Damit ändert sich also auch mit den korrigierten Zahlen an meinem Argument nichts. (Der Fehler ärgert mich natürlich trotzdem. . . )

Dass Lissy bei mir „Zeichen von Hetze“ findet, ist übrigens im Artikel der RNZ vom Januar zu finden.
Welche Zeichen sind das bitte?
Wo findet man die?
Wo sind die Argumente?

Ich bemühe mich sehr darum mit Argumenten zu arbeiten und diese mit Zahlen, Daten, Fakten und Quellenangaben zu untermauern.
Auf meinem Blog, im Mitteilungsblatt, auf Facebook, per Video, ob schriftlich und im persönlichen Gespräch.
Sehr viele meiner Argumente beruhen auf offiziellen Quellen, wie z.B. dem Robert- Koch- Institut oder den veröffentlichten Wahlergebnissen, oder Studien, etc.

Wie halten wir es in Schriesheim?
Einfach den „Gegner“ nicht anhören, auf seine Argumente nicht eingehen, nicht mit ihm reden und ihm dann noch vorwerfen, dass er mit anderen redet. . .

Wollen wir diese Art Gesellschaft?

Ich war mit der BgS für eine andere Form des Umgangs angetreten. Und solange noch jemand mitmacht, tue ich das auch weiterhin.

Natürlich erreicht die RNZ wesentlich mehr Leser als mein Blog oder der Schriesheimer Bote.
So wird Lissy mit Ihrer neuen „Initiative Schriesheimer Bürger“ vielleicht einen Erfolg bei den nächsten Wahlen landen.
Ich würde es ihr gönnen – und ihren Wählern auch.
Wer diese Art von Politik haben möchte, soll sie auch bekommen. . .

Aber ich stehe für eine andere Art von Politik.
Und ich arbeite dafür und zwar unabhängig von vielleicht populären, aber einseitigen und argumentationsarm vorgetragenen Meinungen.

Die BgS ist im übrigen die pluralistischste Gemeinschaft, die man sich vorstellen kann.
So wurde sie konzipiert und so haben wir viele unterschiedliche Bürger erreicht.
Jeder – egal wie er zu einem Thema steht – ist herzlich eingeladen seine Argumente einzubringen und mitzureden und mit abzustimmen.
Niemand sollte den Fehler machen die BgS mit einem einseitigen Meinungsbild, das über mich verbreitet wird, zu verwechseln.
Ich bin nicht die BgS, sondern nur ihr gewählter Repräsentant. Und dies kann sich jederzeit ändern, wenn die auf unserer Homepage Registrierten mich abwählen.
Haben sie bisher jedoch nicht getan.
Es gibt also doch noch Bürger in Schriesheim, die zwischen der öffentlich verbreiteten Meinungsmache zu meiner Person und dem Konzept der BgS unterscheiden können und dieses Konzept auch verstanden haben.
Diese Leute sind meine Hoffnung für eine weniger personen- und mehr sachbezogene Politik in Schriesheim.
Wie es seit Jahren auf unserer Homepage zu lesen ist und wie ich es immer vertreten habe, gilt für die Ziele der BgS:

„Wir arbeiten darauf hin, dass sich unsere stark personen- und parteibezogene Politik, in Richtung einer mehr bürger- und themenorientierten Politik entwickelt –
und Sie sind herzlich eingeladen dabei, unabhängig von Ihrer politischen Orientierung oder möglichen Parteizugehörigkeit, mitzuarbeiten.“

Quelle: https://www.bg-schriesheim.de/info.php unter dem Punkt „Welche Ziele hat die BgS“

Montags in Schriesheim

Öffentliche Behauptungen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen, ist derzeit für jeden Bürger leider eine Notwendigkeit.
Viele Menschen, die so manche Behauptung aufstellen und verbreiten, nehmen es mit der Prüfung ihrer Behauptungen nämlich leider nicht besonders genau.

Im Mannheimer Morgen erschien ein Text, den ich im Folgenden auf seinen Wahrheitsgehalt überprüfen möchte, so weit ich dazu in der Lage bin.

Der MM schreibt:

Menschenkette als Protest gegen Corona-Leugner in Schriesheim geplant

Nach drei Montagabenden in Schriesheim mit unangemeldeten Demonstrationen von Gegnern der Corona-Schutzmaßnahmen […]
In den zurückliegenden Wochen hatte sich Schriesheim sukzessive zu einem Hotspot der Corona-Leugner in der Umgebung entwickelt.“

Da ich an allen 3 Montagen anwesend war, hätte ich hier schon die ersten Einwände:

  1. Bei diesen Spaziergängen handelt es sich nicht um Demonstrationen.
    Denn es gibt hier beispielsweise weder Schilder, Banner, Parolen und auch keine Redebeiträge.
    Menschen gehen gemeinsam spazieren. Das muss man in unserem Land nicht anmelden. Es gehört zu meinen selbstverständlichen Rechten als Bürger dieses Landes mit anderen spazieren zu gehen.
    Aber selbst wenn die Spaziergänge organisiert wären und man sie unbedingt als Demonstrationen bezeichnen möchte, entspräche meine Einschätzung immer noch der aktuellen Rechtssprechung vom Verwaltungsgericht Stuttgart.
    Es hat gerade das in Bad Mergentheim verhängte Verbot gekippt. Demnach dürfen Spaziergänge nicht pauschal verboten werden. Die Richter begründen ihre Entscheidung damit, dass das präventive Versammlungsverbot nicht den verfassungsrechtlichen Vorgaben der Versammlungsfreiheit genüge, wie ein Sprecher am Freitag in Stuttgart mitteilte.
    Mit einem Klick: Hier zu einem Bericht.
  2. Es handelt sich auch nicht einfach um Spaziergänge von Gegnern „der“ Corona- Schutzmaßnahmen, sondern um Bürger, die aus unterschiedlichen Gründen, um die aktuelle Entwicklung unserer Gesellschaft besorgt sind.
    Dazu gehört durchaus auch Kritik an großen Teilen der Corona- Politik, aber mindestens ebenso wichtig ist vielen die Kritik an unverhältnismäßigen Einschränkungen unserer Grundrechte und der Spaltung der Gesellschaft.
  3. Keineswegs handelt es sich bei den Spaziergängern um „Corona- Leugner“. Es mögen einige darunter sein, die an der Existenz dieser Viren zweifeln. Für einen großen Teil der Spaziergänger (und ich habe mit vielen gesprochen), ist völlig klar, dass es diese Viren gibt und sie auch sehr schwere und auch tödliche Krankheitsverläufe verursachen können.
    In welchem Umfang dies geschieht, damit hab‘ ich mich Ende letzten Jahres gerade ein wenig näher befasst. (Hier zu finden)

Menschen, die nicht dabei waren und auch nicht mit mir gesprochen haben, behaupten hier öffentlich Dinge über mich und die Menschen mit denen ich mich solidarisch zeige.
Das ist kein Ruhmesblatt für eine offene Gesellschaft, einen demokratischen Umgang miteinander, oder für einen neutralen Journalismus.

Des weiteren entnehme ich dem Artikel, dass die BgS zugesagt hätte, sich bei einer Aktion gegen diese „Demos“ genannten Spaziergänge zu beteiligen.
Davon habe ich, und einige andere Aktive der BgS, erst durch diesen Artikel erfahren.
Ich unterstütze diese Aktion nicht und werde auch gleich noch genauer darauf eingehen warum.

Worum geht es bei der Aktion

„Es geht uns nicht um Spaltung, sondern im Gegenteil um Solidarität“ zitiert der MM die CDU-Stadtverbandsvorsitzende Christiane Haase.
„Es geht uns um Solidarität mit den Krankenhäusern, die die Pandemie bekämpfen, und mit der Polizei, die die Demokratie verteidigt.“
Ich schätze Christiane Haase als eine engagierte Bürgerin Schriesheims und ich habe keine Zweifel daran, dass sie glaubt was sie sagt.
Ich fürchte aber, dass diese Aktion in der praktischen Konsequenz genau die angesprochene Spaltung vertieft.

Als Teilnehmer der Spaziergänge und besorgter Bürger stimme ich mit den von Frau Haase genannten Zielen vollständig überein:
Spaltung ist etwas gegen das ich mich als Demokrat schon immer gewendet habe.
Ich würde zwar nicht von Solidarität „mit den Krankenhäusern“ sprechen, sondern von der Solidarität mit den Menschen die dort arbeiten.
Aber ich will hier nicht Haare spalten – wir meinen bestimmt das Gleiche.
Allerdings finde ich es sehr bedenklich, wenn einerseits für das überlastete Pflegepersonal geklatscht und von Solidarität gesprochen wird, andererseits aber bei der konkreten Verbesserung des tatsächlichen Notstandes, der sich über die letzten Jahrzehnte entwickelt hat, die Solidarität irgendwie vergessen wird.
Ich hätte gerne mit Frau Haase und den anderen beispielsweise mal das Thema Krankenhausschließungen erörtert.
Wie viele Betten wurden während der Pandemie abgebaut?
Und weshalb?
Fragen, die den Spaziergängern auf der Seele brennen.

Und mir übrigens auch.
Ich war vor etwa 33 Jahren für 2 Jahre als Rettungssanitäter im Rahmen meines Zivildienstes tätig. Ich kenne die Situation in Heidelberg von damals aus meiner Erinnerung recht gut. Es kam damals schon vor, dass wir ein anderes Krankenhaus anfahren mussten, weil eine Intensivstation belegt war und seit dieser Zeit wurden etwa 25% der Krankenhäuser in Deutschland abgebaut. Ich will hier nicht näher darauf eingehen, aber in den letzten Jahrzehnten ist vieles geschehen, über das ich sehr gerne mit kritischen und gut informierten Bürgern rede.
Und das tue ich auch bei diesen Spaziergängen.
Und ich würde es ebenso gerne mit allen anderen an diesen Themen interessierten Bürgern tun.

Aber statt mit uns zu reden, werden wir öffentlich als „Corona- Leugner“ bezeichnet und es wird gegen uns demonstriert.
Ist das solidarisch mit Krankenhäusern?
Die Spaziergänger tun doch nichts gegen Krankenhäuser.
Im Gegenteil, sie kritisieren, dass welche in einer Pandemie geschlossen wurden. Ich jedenfalls kritisiere das und nicht erst seit es Corona gibt.

Ich glaube, dass Frau Haase und viele andere Schriesheimer Bürger durch ein spaltendes Narrativ in der medialen Öffentlichkeit dazu verleitet werden, die Gespräche mit besorgten Bürgern nicht in ausreichendem Maße zu suchen und zu führen.
Ich tue das, und kann eine ganz andere Geschichte erzählen, als die, die im Mannheimer Morgen nachzulesen ist.
Und ich tue dies schon lange und öffentlich.
Es braucht mir keiner zu erzählen ich hätte nicht zu Gesprächen eingeladen.

An den Pranger

„Keinesfalls wolle man sämtliche Kritiker an den Pranger stellen, betonen alle Organisatoren. Aber es stehe nun einmal fest, dass die Zusammenkünfte der Corona-Kritiker „nichtangemeldete, also illegale Demonstrationen“ seien, erklärt Fadime Tuncer, diese organisiert von „rechter Seite“: „Die, die mitlaufen, sollten sich schon anschauen, mit wem sie da mitlaufen“, mahnt sie.

Mag sein, dass man nicht alle Kritiker an den Pranger stellen will, aber faktisch wird es getan.
Fest steht, im Gegensatz zu den Behauptungen, dass es sich um Spaziergänge und nicht um Demonstrationen handelt.
Hier noch mal der Link zu dem Bericht über die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Stuttgart.
Wäre es nicht auch die Aufgabe des MM, hier etwas mehr zu recherchieren?

Spaziergänge sind nicht illegal.
Sie entstehen bei uns aus den Gesprächen von Bürgern, die es nicht mehr aushalten zu Hause zu sitzen und zuzusehen, was in diesem Land geschieht.
Diese Spaziergänge sind also nicht von „rechter Seite“ organisiert, sondern entstehen aus einer bunten Gruppe verschiedenster Bürger.

Diese Behauptung die Frau Tuncer äußert, ist somit sachlich falsch.
Ich glaube ihr durchaus, dass sie diesen falschen Eindruck durch die mediale Berichterstattung gewonnen hat.
Ich kenne aber viele der Spaziergänger und nicht wenige davon waren ehemals Wähler der Grünen – das stimmt im Übrigen auch für mich selbst. Und ich wurde und werde auch von niemandem der mich besser kennt, als politisch rechts eingeordnet.

Und ich schaue mir auch sehr genau an, mit wem ich da mitlaufe.
Bei einem der Spaziergänge waren z.B. 3 von 10 – also 30% der Kandidaten der BgS von der letzten Gemeinderatswahl mit dabei.
Ob Lissy, die für die BgS im Gemeinderat sitzt, davon Kenntnis hat?
Wenn nicht, dann sollte man sich die Frage stellen warum nicht. Ich habe das Gespräch über dieses Thema mehrfach gesucht. Doch mit mir wollte sie über dieses Thema schon länger nicht mehr sprechen.
Gesprächsverweigerung hat mit Demokratie nach meiner Überzeugung allerdings wenig zu tun.

„Es geht dabei nicht nur um Corona, sondern um die Demokratie“, sagt Ulrike von Eicke: „Wer demokratisch beschlossene Regeln in Frage stellt, der stellt auch das demokratische System in Frage.“

Auch vielen Spaziergängern und im Besonderen mir selbst, geht es sehr um die Demokratie.
Nicht nur Christian Lindner von der FDP, sondern auch viele andere Politiker haben vor der letzten Bundestagswahl öffentlich eine klare Position gegen eine Impfpflicht bezogen.
Nach der Wahl scheint dies alles vergessen zu sein. Nicht so bei den Spaziergängern.
Gerne würde ich mit Frau von Eicke über dieses Thema debattieren. Was sagt es über Wahlergebnisse aus, wenn die Wahlversprechen mit dem Handeln nach der Wahl nicht übereinstimmen? Wie können wir mehr Ehrlichkeit in unsere Demokratie bringen?
Eine Demo gegen uns Spaziergänger ist doch hoffentlich nicht der Weisheit letzter Schluss der Schriesheimer Demokraten?

„Es gibt keine Spaltung der Gesellschaft“, zitiert SPD-Ortsvereins-chef Axel Breinlinger, bis zu seiner Pensionierung Richter, den Bundeskanzler: Das Wort Spaltung suggeriere nämlich zwei gleich starke Gruppen. Dies sei aber gar nicht der Fall: „Es gibt lediglich eine kleine Gruppe von Leuten, vier bis zehn Prozent, die sich an nichts halten.“

Solche Aussagen finde ich sehr merkwürdig. Eine Gesellschaft kann in viele unterschiedlich große Gruppen gespalten werden. Wieso soll es 2 gleich große Gruppen suggerieren, wenn man eine Spaltung feststellt?
Das Zitat des Bundeskanzlers suggeriert, dass es nur eine Art der Spaltung geben würde – das ist doch offensichtlicher Unsinn.
In diesem Land leben noch ca. 12 Millionen sogenannte „Ungeimpfte“. (Auch dieser Begriff ist Unsinn, da diese Leute gegen sehr vieles geimpft sind)
Die Maßnahmen, die sich z.T. sehr deutlich gegen diese große Personengruppe richten, spalten etwa so viele Leute, wie es SPD Wähler bei der letzten Bundestagswahl gab – auch in etwa 12 Millionen.
Auch wenn ich hier vielleicht etwas unpräzise mit den Zahlen umgehe – von 4 bis 10 % zu reden (also zwischen 3,32 Mio und 8,3 Mio Bürgern dieses Landes), die sich – so die Wortwahl im MM – an NICHTS halten, ist für einen erheblichen Teil der Bevölkerung eine Beleidigung. Und natürlich sachlich völlig falsch.
Sie arbeiten, zahlen Steuern und halten sich an so gut wie ALLE Gesetze dieses Landes.
Wer ohne Sünde ist und z.B. noch niemals zu schnell gefahren ist (und damit womöglich Menschenleben gefährdet hat), der möge den ersten Stein werfen, wenn Bürger mal nicht genug Abstand im Freien bei einem Spaziergang halten.
Ist eine solche Wortwahl angemessen?

Vielleicht sollte man sich auch das Bild im Artikel des MM mal genauer anschauen. Menschen die offensichtlich nicht im Freien, sondern in einem geschlossenen Raum sitzen.
Weniger als 1,5 Meter Abstand, keine Maske auf und planen eine Aktion gegen Menschen, die im Freien spazieren gehen und dort ebenfalls keine Maske tragen und manchmal sich auch nicht 100%ig an die 1,5 Meter Abstand halten.

Welche Botschaft schicken Sie den Spaziergängern und mir damit, liebe Damen und Herren Gemeinderäte?

Zur Information: Ich bin übrigens genesen und habe nachgewiesene Antikörper. Von einigen der Spaziergänger kann ich das ebenfalls bezeugen.
Herr Hegmann, hat aber Angst um seine ehemaligen Kollegen.

„Durch die Demos der Impfgegner jeden Montag werden sie unnötig beansprucht – und angesteckt, wie man weiß“.

Impfgegner?
Ich bin „Vielfachgeimpfter“, wie viele der Spaziergänger auch. Kaum einer der Bürger, die ich getroffen habe ist ein Impfgegner oder demonstriert gegen Impfungen.
Woher nimmt Herr Hegmann das?
Vermutlich meint er etwas anderes als das was der MM da schreibt – nämlich eine ablehnende Haltung gegen eine ganz bestimmt Art der „Impfung“.
Was derzeit als Corona- Impfung verabreicht wird, ist mit der Entwicklung der Gentechnik erst möglich geworden und wurde in einem verkürzten Prozess zunächst vorläufig zugelassen. Langfristige Daten haben wir nicht.

Viele Menschen wollen keinen gentechnisch veränderten Mais essen – ok.
Ich möchte keine mRNA in meinen Körper gespritzt bekommen, die mit der Absicht verabreicht wird, in meinen Zellen körperfremde Proteine herzustellen. Gegen diese soll mein Körper dann Antikörper bilden, die ich nachweislich schon habe. . .
Warum ist das Eine eine politisch respektierte Position und das Andere eine inakzeptable, undemokratische Entscheidung, gegen die man demonstrieren muss?
Haben unsere Gemeinderäte mal ein wenig kritisch über die eigene Haltung nachgedacht?
Warum soll ich nicht bei einem Spaziergang mit anderen, die das ähnlich kritisch sehen über dieses Thema reden?
Warum reden die Gemeinderäte nicht mit den Bürgern?
Ich würde jedenfalls gerne mal ausführlich mit Herrn Hegmann über dieses Thema reden.

Und woher weiß Herr Hegmann, dass die ehemaligen Kollegen angesteckt werden, „wie man weiß“?

Beim ersten Spaziergang über den ja auch berichtet wurde, war keine Polizei zugegen, die ich als gesunder, und genesener Mensch mit Antikörpern gegen das Corona- Virus, dessen Existenz ich angeblich leugne, hätte anstecken können.
Und bei den anderen Spaziergängen hielten die Kollegen ausreichend Abstand. Ansteckungen im Freien sind übrigens überaus selten. Sollte eigentlich inzwischen auch jeder Gemeinderat und auch sonst jeder Bürger wissen.
Im Mannheimer Morgen erhält der Leser möglicherweise einen anderen Eindruck.
Es wäre auch gar nicht notwendig die Spaziergänger polizeilich zu begleiten, denn außer durch Schriesheim zu laufen, tun sie ja nichts. Auch dann nicht, wenn keine Polizisten dabei sind – wie der erste Spaziergang gezeigt hat.
Das kann nun wirklich jeder bezeugen der dabei war und auch sicher jeder, der uns gesehen hat – also auch die Polizisten beim 2. und 3. Mal.

Lissy hat uns allerdings nur kurz gesehen. Die RNZ schreibt: „Sie flüchtete in ihr Auto und fuhr davon, ärgert sich aber doch ein bisschen darüber, dass sie das Treiben nicht länger verfolgt habe – allein schon, um herauszufinden, ob es sich hier um Einheimische oder um Auswärtige handelte.“
„Das Treiben“ – Aha. . .
Wäre diese einseitige Form der Berichterstattung nicht so traurig – ich würde es mit Humor nehmen, dass Lissy vor mir geflüchtet ist, weil ich einen Spaziergang durch Schriesheim gemacht hab‘. . .
Wäre die RNZ oder auch der MM vor Ort gewesen, hätten sie gerne auch mit mir, oder den anderen beiden Kandidaten der BgS reden können und hätte sich nicht auf den Bericht einer „Flüchtenden“ verlassen müssen.
Aber tatsächlich haben viele Bürger, die es wagen Kritik an der Regierungspolitik zu äußern, zunehmend den Eindruck, dass an Ihren Meinungen kein ehrliches öffentliches – oder mediales – Interesse besteht.
Wie war das noch mal mit der Demokratie und der Meinungsfreiheit und der neutralen Berichterstattung in den Medien – oder der 4. Gewalt im Staat?
Beide Seiten hören?

Der Mannheimer Morgen zitiert Lissy jedenfalls so:

Als das Schlimmste an den Demos der Corona-Leugner empfindet sie, dass sie ihre Kinder mitnehmen: „Denn die leiden doch am meisten, wenn sie sich anstecken.“

Da bin ich ja fast sprachlos, denn es sollte doch inzwischen ja nun wirklich jedem bekannt sein, dass Kinder gerade am wenigsten unter einer Corona- Erkrankung leiden.
Wer einen Blick in das wöchentliche Bulletin des RKI wirft, kann das eigentlich nicht mehr „leugnen“.
(Ich fürchte das war eine unachtsame Wortwahl, ich hätte besser „übersehen“ geschrieben, das klingt neutraler, oder?
Aber vielleicht wollte ich ja gerade auf die nicht nur unachtsame, sondern sachlich falsche Nutzung des Begriffs Corona- Leugner hinweisen. . . )

Aber Lissy redet ja seit geraumer Zeit nicht mehr mit mir über das Thema – ich lese allerdings öfter mal was dazu und hätte darüber aus anerkannten Quellen berichten können. . .
Der Mannheimer Morgen scheint das nicht so wichtig zu finden, zumindest fragt er bei Lissy nicht nach, wie sie denn auf diese Behauptung kommt.
Ich jedenfalls gehe gerne mit meinen Kindern an der frischen Luft spazieren – das tut ihrem Immunsystem gut.
Montags nehme ich sie allerdings nicht mit – ich hätte große Schwierigkeiten damit, ihnen zu erklären, warum uns die Polizei bei einem Spaziergang begleitet.
Und ich habe auch große Schwierigkeiten damit, mir das selbst zu erklären.
Was ist los mit dieser Gesellschaft?
Was ist los in Schriesheim?

Die Gemeinderäte sollten vielleicht lieber sachliche Gespräche mit ihren Bürgern führen, als medienwirksam Demos zu organisieren.
Ich stand und stehe für sachliche Gespräche jedenfalls zur Verfügung.

Das Demonstrationsrecht wurde nach meiner Auffassung geschaffen, damit Bürger Ihren Unmut mit den Entscheidungen derer ausdrücken können, die sie gewählt haben.
In Schriesheim wird das Demonstrationsrecht aber von den gewählten Gemeinderäten und vom Bürgermeister genutzt, um ihren Unmut über Bürger auszudrücken.
Und die Medien unterstützen das, ohne eine einzige kritische Nachfrage.

Irgendwie ist doch da was ganz schön schräg. . .

Realität ist eine Illusion. . .

. . . die durch den Mangel an Alkohol erzeugt wird – so behaupten manche.
Doch Spaß und Alkohol erst mal beiseite – wie ist das denn mit der Realität in Sachen „Corona“?
(Nein, nicht das Bier mit dem gleichen Namen. . . )
Ich hab´ mir mal wieder ein paar Gedanken über die Auswirkung von Zahlen und deren Darstellung auf unsere Wahrnehmung der Realität gemacht.
Denkt mal etwas mit:

In einer durch wissenschaftliche Fachkompetenz geleiteten Informationsgesellschaft, sollte es doch einfach sein zu prüfen, wie das mit der Realität aussieht.

Da ich es heute nicht unnötig kompliziert machen will, hab´ ich mir einfach mal wieder die Zahlen der WHO angesehen.

Die Zahlen der WHO

Bei uns hat Corona ja nun zu einer „epidemischen Notlage nationaler Tragweite“ geführt – es betraf also die ganze Nation und die besteht ja aus ca. 83 Mio. Menschen.
Laut Wikipedia: 83.129.285 (30.Juni 2021)

Die WHO informiert uns darüber, wie viele Menschen von dem Virus betroffen waren und sind.
Die erste Graphik zeigt, in einem sogenannten „Balkendiagramm“, die positiv getesteten Menschen in Deutschland im Zeitverlauf – Neudeutsch: „Die Infizierten“.
Die zweite Graphik zeigt die Anzahl der mit oder an Corona verstorbenen Menschen im gleichen Zeitraum von knapp 2 Jahren:

Quelle: https://covid19.who.int/region/euro/country/de

Um klar sehen zu können, was diese Zahlen für unsere Bevölkerung von 83.129.285 Mio bedeuten, hab´ ich mir die Mühe gemacht, die wöchentlichen Zahlen der WHO in´s Verhältnis zu unserer Bevölkerung zu setzen.
Das ist nicht besonders schwierig (nur ein wenig Fleißarbeit) und sieht dann als Graphik so aus:

WHO Zahlen im Verhältnis zur deutschen Bevölkerung

Das kann jeder leicht selbst überprüfen, der mit einem Tabellenkalkulationsprogramm umgehen kann und sich etwas Zeit nimmt, die Daten von der WHO Seite einzutippen.

Wer die Realität der Zahlen natürlich für eine Illusion hält, die durch den Mangel an Alkohol entsteht, den mag das vielleicht nicht beeindrucken.
Auf mich macht das schon einen Eindruck, aber vielleicht mach´ ich mir sicherheitshalber lieber mal ´ne Flasche Rotwein auf. . .

Die gelbe Linie verdeckt ein wenig die vielen Infizierten und Toten.
Der durch unsere Massenmedien geschulte Realitätsfanatiker fragt sich vielleicht erst mal: Wie kann das denn sein?
Wir wurden doch so gut wie alle mehrfach getestet, das muss man doch sehen, oder?
Nein.
Bitte nicht vergessen, die WHO Zahlen geben ja nur Auskunft über die Anzahl derer, die mit einem positiven PCR Testergebnis nach Hause kamen und über die, die mit einem ebensolchen Testergebnis verstorben sind. Und das sind, im Verhältnis zu allen Deutschen, eben nach den WHO Zahlen nur verhältnismäßig wenige, wie man hier gut erkennen kann. . .

Wenn man die positiv Getesteten und die Toten besser erkennen möchte, dann muss man die untersten ca. 2 Millimeter meiner ersten Graphik vergrößern.
Dann kann man sich das Geschehen der letzten 2 Jahre sozusagen „unter der Lupe“ betrachten.
So ähnlich macht es ja auch die WHO – in meinem Tabellenkalkulationsprogramm sieht das dann so aus:

Das sind also wieder die gleichen Zahlen – nur diesmal betrachten wir sie eben nur im Verhältnis zu einer halben Million Menschen. (500.000 = der höchste Wert auf der Y-Achse)

Nun sieht meine Darstellung aber doch irgendwie anders aus, als die beiden Graphiken der WHO. Wieso ist das denn so, wenn das wirklich die gleichen Zahlen sind?
Dass ich eine Liniengraphik und die WHO eine Balkengraphik benutzt hat ist dabei eher nebensächlich – ich finde die Linien sind leichter voneinander zu unterscheiden, als mehrere Balken übereinander.
Aber meine blaue Linie – also die positiv Getesteten – macht doch viel größere Ausschläge als die Balken der WHO und die rote Kurve – die Verstorbenen – zeigt doch viel kleinere Ausschläge. . .
Wer aufgepasst hat und sich nicht im Vorfeld schon eine Flasche Rotwein gegönnt hat, dem könnte aufgefallen sein, dass bei den Graphiken der WHO die Verstorbenen und die positiv getesteten in 2 Bildern aufgeteilt dargestellt werden und jedes Bild hat eine andere „Vergrößerung“ auf der Y-Achse – also da, wo die Zahl der Menschen steht, die man betrachtet. . .
Schaut Euch das mal kurz an – nicht einfach glauben was ich da schreibe – selbst nachdenken und überprüfen ist schließlich entscheidend, bei einem so wichtigen Thema.

Kann sich ja jeder mal Gedanken darüber machen, was die ehrlichere Darstellung ist – die Zahlen sind jedenfalls die gleichen, nur die Skala der Y- Achse ist ´ne andere.
Das Maximum der Verstorbenen mit positivem Test, liegt bei der WHO ebenso wie bei meinen Bildchen bei 6076 am 11. Januar 2021. Und das sind eben ungefähr 0,0073% der Bevölkerung. Daran ändert auch die Darstellung nix.

Aber Zahlen mögen die meisten Menschen ja nicht so gern. Schon gar nicht % Zahlen. Promille sind den meisten lieber – mir auch gelegentlich. . .
In Promille ausgedrückt, wären das 0,073 Promille – das reicht nicht wirklich für den Führerscheinentzug.

Da kann ich mir doch mal ein Glas von dem Rotwein gönnen . . .


Nun kann man den Verlauf bei den Verstorbenen bei mir etwas schlecht erkennen, weil ich die ganzen positiv Getesteten mit im Bild habe und sie nicht in einer getrennten Graphik anzeige, sondern gemeinsam mit den Zahlen der Verstorbenen. Meine Vergleichsskala ist also für beide Linien die gleiche Anzahl an Menschen.
Also benutzen wir nun, weil wir uns auch für die Verstorbenen interessieren, statt der Lupe, mal ein Mikroskop und vergrößern den Bereich von 0 bis 50.000 Einwohnern:
(Zur besseren Einordnung, der Vergrößerung: Wenn also die folgende Graphik auf eurem Bildschirm 5 cm hoch wäre, und wir wollten die Bevölkerung mit 83 Mio. auch noch sehen, dann müsste Euer Bildschirm satte 83 Meter hoch sein. . . Könnt Ihr folgen? 5cm entsprechen 50.000 Menschen, dann wären 10cm 100.000. Richtig? Um eine Million Menschen in dieser Größe anzuzeigen bräuchte man also einen Meter und für 83 Millionen eben 83 Meter – korrekt? )

Also obwohl inzwischen deutlich mehr als doppelt so viele Menschen wie z.b. im Dez. 2020 (etwa das 2,7 fache) einen positiven Test erhalten, sterben glücklicherweise nicht mehr, sondern deutlich weniger der positiv getesteten Menschen mit, oder an Corona.
Das ist doch mal eine gute Nachricht.
Das Virus ist also in der Realität der WHO Zahlen offensichtlich weniger gefährlich geworden.
Und insgesamt sind von Anfang an im Verhältnis doch glücklicherweise wenige von den positiv getesteten verstorben. Das fällt einem bei der Darstellung der WHO nicht so sehr in´s Auge, oder? Aber die Zahlen lügen nicht.

Jetzt sieht man freilich nicht mehr in jedem Zeitraum die Anzahl der ganzen positiv getesteten Menschen (die blaue Linie geht über die angezeigten 50.000 Menschen 2 mal deutlich hinaus), dafür ist hier aber das Maximum an Verstorbenen im Januar 2021 auch in meiner Darstellung endlich gut zu erkennen. (Das Maximum der roten Linie)

Die komische gelbe Linie ist übrigens die Zahl der Menschen, die in Deutschland durchschnittlich jede Woche verstirbt – also das „normale durchschnittliche Sterbegeschehen“. Das ist natürlich ein blödes Wort.
An diesen Teil der Realität (eben dass es „normal“ ist, dass wir alle, irgendwann, an irgend etwas versterben) werden wir ungern erinnert.
Da bietet sich ein ordentliches Glas Rotwein an – oder vielleicht ein Schlückchen Whiskey?
Der wirkt übrigens gegen Viren aller Art, da er ordentlich Quercetin enthält. Das löst sich im Alkohol und kommt durch die jahrelange Fassreifung da rein. Es ist ein Naturstoff aus dem Holz, den Viren schlechter vertragen, als wir den Alkohol.
Aber auch der hohe Alkoholgehalt wirkt im Rachen gegen allerhand Erreger – aber das ist natürlich ein ganz anderes Thema und es wäre durchaus möglich, dass das auch einen Einfluss auf Eure Realität hätte. . .

Aber nicht nur dem Alkohol wird ein Einfluss auf die Wahrnehmung der Realität nachgesagt.
Auch die Darstellung der Zahlen hat gelegentlich einen solchen Effekt.

Für heute war´s das mit den Zahlen – ich widme mich jetzt wieder einem anderen Teil der Realität. . .



Optische Manipulation?

Wer wissen möchte was ich mit optischer Manipulation meine, muss leider den ganzen Artikel lesen – in wenigen Sätzen konnte ich es nicht beschreiben. . .

Beginnen wir mit einer optisch korrekten Darstellung von Datenreihen durch eine seriöse Quelle: Das Robert Koch Institut veröffentlicht im „GrippeWeb“ Wochenberichte.
Z.B. diesen hier, der die ARE Raten der Jahre 2018 bis 2020 darstellt. Abbildung 1 auf Seite 1 unten – sieht so aus:

Die wichtigste Linie für das Thema, das ich hier bespreche ist die rotbraune, also die COVID-19-Rate.
Die schwarze Linie ist auch nicht ganz unwichtig. Sie wird aus den Daten der sogenannten „Sentinel- Praxen“ hochgerechnet und zeigt den daraus hochgerechneten, also geschätzen Anteil der Bevölkerung in Deutschland, die 2020 mit Symptomen einer Akuten Respiratorischen Erkrankung beim Arzt waren.
Ein (ziemlich kleiner) Teil dieser Erkrankten wurde positiv auf COVID-19 getestet, und diesen Teil stellt eben die rotbraune Linie dar.

Bis zur Kalenderwoche 9 von 2021 wurde auf diese Weise dargestellt – hier zu finden: https://grippeweb.rki.de/Wochenberichte/2021/2021-09.pdf
Hier die Graphik:

Hier sind die Kalenderwochen 27 von 2020 bis Kalenderwoche 9 von 2021 dargestellt. Mehr Daten gab es da ja noch nicht.
Der Bericht wird wöchentlich veröffentlicht.

Eine Woche später, also ab Kalenderwoche 10 wurde die Darstellung jedoch angepasst: https://grippeweb.rki.de/Wochenberichte/2021/2021-10.pdf

Und so wird seither jeder Bürger informiert, der im GrippeWeb mal schnell nachschaut. Auch hier z.B.: https://grippeweb.rki.de/Default.aspx

Endlich können wir „sehen“, dass doch ganz schön viele mit Corona zum Arzt kommen.

Dafür musste die Covid 19 Rate zwar um das 10-fache aufgeblasen werden, aber bestimmt gibt es gute wissenschaftliche oder statistische Gründe, warum die Darstellung verändert wurde und Covid 19 eine eigene Scala auf der rechten Seite bekommt, die nicht von 0 bis 10 (wie die auf der linken Seite), sondern nur von 0 bis 1 reicht. . .
Optisch ist nun also von Kalenderwoche 9 auf KW 10 Corona 10 mal schlimmer geworden, obwohl sich an den Zahlen nichts geändert hat.

Fällt das eigentlich unter „Lügen mit Zahlen“, denn es ist ja alles korrekt. Wie würdet Ihr das nennen?

Glaub‘ keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast?
Nein, hier wurde nichts gefälscht.
Ich nehme das RKI ausdrücklich in Schutz.
Die Daten sind korrekt.
Aber wie Ihr die Darstellung bewertet, überlasse ich Euch.

Selbst denken ist das Gebot der Stunde.

Was dieser geringe Anteil an Menschen die mit Symptomen zum Arzt gehen und dort einen positiven Test erhalten für die sogenannte „Vortestwahrscheinlichkeit“ bedeuten könnte, überlasse ich auch Euch.

Wenn Ihr dann meinen letzten Artikel über Schnelltests lest, dann macht Euch klar, dass die Überlegungen auch für PCR Tests gelten. Man muss nur mit der wesentlich besseren Sensitivität und Spezifität der PCR Tests rechnen.
Ansonsten gilt das, was das RKI über die Wahrscheinlichkeit, dass falsch positive und falsch negative Testergebnisse korrekt sind, sagt, sinngemäß für alle Tests.

Ok, der letzte Satz war etwas arg verschachtelt. Ich bin grad‘ knapp an Zeit, vielleicht änder‘ ich das irgendwann. . .
Aber ich bin sicher, Ihr versteht das trotzdem.

Schnelltests

Eigentlich wollte ich nicht mehr über Corona schreiben. Das Thema ist derart emotional besetzt, dass sich die meisten für Argumente gar nicht interessieren.
Aber was soll’s, was ich schreibe liest ja eh‘ keiner. Selbst wenn ich 240 sogenannte „Facebook“ Freunden 4 Fragen stelle (oder 5 – ich hab‘ inzwischen nachgelegt. . . ), bekomme ich gerade mal eine Antwort.
Also schreibe ich es wenigstens für mich auf, damit ich mich in ein paar Jahren noch daran erinnere.

Hier geht es um Schnelltests.
Den Schwerpunkt lege ich ganz klar auf Schnelltests an Grundschulen, aber man kann an diesem Beispiel sicher auch für andere Bereiche was lernen.

Ausgangspunkt ist die Mitteilung die ich von unserem Bürgermeister und der Rektorin der Grundschule bekommen habe. Hier das Original – ist jetzt aber erst mal nicht so wichtig – es ist lediglich die Begründung für mein Interesse.

Wenn ich mich für ein Thema interessierte, dann ist mein erster Schritt mich besser zu informieren.

Das Robert Koch Institut (im Folgenden RKI), gilt im Allgemeinen als verlässliche Quelle. Dort fand ich folgende Informationen: Originallink
(Da sich schon des öfteren Links nach einiger Zeit nicht mehr finden lassen, hab‘ ich es mir heruntergeladen, falls der Link sich inzwischen geändert hat – hier mein Permalink)

Die Informationen vom RKI haben es in sich.
Dort wird erklärt, wie wahrscheinlich es ist, dass mein Kind wirklich positiv ist, falls es einen positiven Schnelltest in der Schule bekommt. Diese Frage interessiert mich sehr.

Diese Wahrscheinlichkeit hängt ganz wesentlich von der Qualität des benutzten Tests und von der „Vortestwahrscheinlichkeit“ ab.

Vortestwahrscheinlichkeit ist der Anteil der tatsächlich Infizierten unter den getesteten Personen. Und weil man diesen Anteil nicht genau kennt, redet man hier eben von der Vortestwahrscheinlichkeit. Nach den Tests, also wenn man viel getestet hat, ist man etwas schlauer. 100%ig genau kann man es aber nie wissen, denn kein Test ist zu 100% genau.
Darum machen sich die Wissenschaftler Gedanken über die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Ergebnis wirklich korrekt ist.

Das RKI rechnet 2 Szenarien durch. Einmal wird angenommen, dass 5 von 10,000 Menschen infiziert sind und einmal 1000 von 10,000.

In diesen beiden Szenarien ergeben sich folgende Ergebnisse für die Frage, ob mein Kind wirklich infiziert ist, wenn es einen positiven Schnelltest hat:
Sind nur wenige Menschen infiziert (5 von 10.000), dann liegt die Wahrscheinlichkeit dass der Test stimmt, bei nur ca 2%.
D.h. er ist mit ca. 98%iger Wahrscheinlichkeit falsch.
Jeder, der sich mit dem Thema noch nie befasst hat, wird das ja wohl erst mal für einen Schreibfehler halten, aber tatsächlich ist das völlig korrekt.
(Ich kann nix dafür – lest und rechnet es selbst nach – es ist in der Broschüre vom RKI so gut erklärt, dass das jeder der in der Grundschule Mathe hatte nachrechnen kann.)
Sind aber viele Menschen infiziert (1000 von 10.000), dann stimmt ein positiver Schnelltest immerhin mit ca. 81,6%iger Wahrscheinlichkeit. Ist also nur mit 18,4%iger Wahrscheinlichkeit falsch.
Wer sich also nur über die Sensitivität und die Spezifität eines Tests informiert, erhält schnell einen falschen Eindruck vom Testerfolg in der Praxis.

Nun stellt sich die Frage, ob wir derzeit eher „5 von 10.000“ Infizierte haben, oder eher „1000 von 10.000“. Was glaubt der unvoreingenommene Leser?

Nun wir müssen ja gar nicht raten, denn es werden ja ziemlich viele Tests gemacht. Und zwar keine Schnelltests, sondern die genaueren PCR Tests. Was wissen wir, nachdem wir allein in den letzten 12 Wochen 5.401.961 PCR Tests gemacht haben?
Das sind immerhin 5 Mio / 83 Mio = 6,51% der Gesamtbevölkerung Deutschlands in 12 Wochen. Getestet wird natürlich schon etwa ein Jahr lang. Also wir können inzwischen schon ganz gut beurteilen in welcher Situation wir sind. . .
Wie das RKI mitteilt haben wir am 25.03.2021 eine Inzidenz von 113. D.h. 113 positive PCR- Tests pro 100.000 Einwohner.
Das sind, nach Adam Riese, 11,3 pro 10.000.

Angenommen alle mit einem positiven PCR Test sind auch wirklich infiziert. D.h. es gäbe keine falsch positiven PCR-Tests – Fehlerquote = 0 – das ist unrealistisch aber ich möchte den Schnelltest so positiv wie möglich betrachten.
Mit dieser Annahme können wir von einer Vorerkrankungswahrscheinlichkeit von 11,3 ausgehen und damit die aktuelle Wahrscheinlichkeit ausrechnen, mit der mein Kind wirklich infiziert ist, falls es einen positiven Schnelltest in der Schule bekommt.

Ich beschreibe hier meinen Rechenweg, entsprechend dem Dokument vom RKI, damit jeder der möchte das selbst nachvollziehen kann:
Bei 11,3 Infizierten pro 10.000, gibt es 9988,7 nicht Infizierte.
80% Sensitivität laut RKI von 11,3 = 9,04 korrekt positive und 2,26 falsch negative.
98% Spezifität laut RKI von 9988,7 = 9788,93 echt negative und 199,77% falsch positive.
Ein positives Ergebnis beim Schnelltest ist also mit 9,04 : (9,04 + 199,774) * 100 = 4,33% Wahrscheinlichkeit richtig, bzw. mit einer Wahrscheinlichkeit von 100% – 4,33% = 95,67 % falsch.

Andererseits ist ein negativ ausgefallener Schnelltest mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,98 % korrekt.
Schon klar, nachrechnen ist Fleißarbeit – aber wer das RKI Dokument liest, kann das mit dem Taschenrechner nachrechnen, oder es seinen Kindern als Hausaufgabe geben. . .

Könnte ich noch etwas wichtiges vergessen haben?
Vielleicht ist ja die Inzidenz doch höher als das RKI behauptet.
Ich tendiere ja dazu den RKI Zahlen zu trauen, aber gab‘ es nicht auch Berichte über eine Dunkelziffer?
Wir haben ja noch nicht alle 83 Mio. Bürger getestet, wer kann schon sagen, wo sich die Infizierten verstecken könnten. . .
OK.
Die meisten Studien gehen von einer Dunkelziffer vom 2 bis 5 fachen aus. Nehmen wir den schlimmsten Fall an und rechnen mit einer Inzidenz von 565, also 5 mal so viel, wie wir im Moment gemessen haben. . .
Selbst dann ist ein positiver Schnelltest in der Grundschule noch zu 81,48 % falsch positiv und mein Kind trotz eines evtl. positiven Schnelltests in Wirklichkeit kerngesund.
Rechnen Sie es ruhig selbst nach.
Und wenn es negativ getestet wird, ist das immer noch mit 99,88%iger Wahrscheinlichkeit korrekt.
Aber die Kinder sollen natürlich weiterhin Maske tragen, denn in 1,2 Fällen von 1000 Kindern könnte es ja trotzdem noch „infiziert“ sein.
Wollen Sie Ihr Kind wirklich 2 mal pro Woche testen lassen?

Nun muss man die Zahlen nicht allzu genau nehmen, weil es ja auch an der Qualität des Tests liegt. Und Schnelltest ist noch lange nicht Schnelltest.
Es gibt viele verschiedene Anbieter von Schnelltests.
Glücklicherweise haben wir aber auch Studien dazu.
Hier zum Beispiel eine Meta- Analyse (also eine Zusammenfassung mehrerer Studien) von Cochrane.

Wir lernen daraus, dass die verschiedenen Tests stark variieren:
Unter „Main results“, dort unter „Antigen tests“, liest man:
„Sensitivity varied between brands. Using data from instructions for use (IFU) compliant evaluations in symptomatic participants, summary sensitivities ranged from 34.1% (95% CI 29.7% to 38.8%; Coris Bioconcept) to 88.1% (95% CI 84.2% to 91.1%; SD Biosensor STANDARD Q). Average specificities were high in symptomatic and asymptomatic participants, and for most brands (overall summary specificity 99.6%, 95% CI 99.0% to 99.8%).“

Ich versuch das mal auf Deutsch und etwas vereinfacht:
Die Sensitivität variiert zwischen 34,1% bis 88,1%.
Die Spezifität variiert zwischen 99% und 99,8%.

Was tatsächlich in unseren Schulen passieren wird, ist nicht präzise vorherzusagen. Aber eine Tendenz lässt sich klar erkennen.

Sicher ist, die meisten Ergebnisse werden negativ sein.
Von denen die aber einen positiven Test erhalten, werden viele in Wirklichkeit gar keinen Virus in sich tragen.
Krank sind sie ja sowieso nicht, sonst schicken wir unsere Kinder ja nicht in die Schule.
Diese „falsch positiven“ Kinder werden also erst mal unnötig nach Hause geschickt und die Familie wird unnötig besorgt auf das Ergebnis des PCR- Tests warten. Und hoffentlich wird der nicht auch falsch positiv sein, sonst gibt es 14 Tage Quarantäne für nichts.

Ich hatte diesen Beitrag noch nicht fertig geschrieben, da kam der erste Zeitungsartikel aus Ludwigsburg:
Die Ludwigsburger Kreiszeitung berichtet: „Bis zu 70 Prozent der positiv getesteten Schüler in Ludwigsburg sind doch negativ“.
Na so eine Überraschung. Die Zeitung schreibt weiter:

Über die Ursache lassen sich nur Vermutungen anstellen. Denkbar ist laut Landratsamt, dass die Tests schlicht bei zu niedrigen Temperaturen durchgeführt wurden. Laut Hersteller sollte es mindestens 15 Grad warm sein und das Testinstrument ebenfalls eine halbe Stunde auf Zimmertemperatur liegen.

Wie bitte? Die haben in der Schule weniger als 15 Grad? Haben die in Ludwigsburg keine Zentralheizung oder haben sie nach dem Durchlüften vergessen die Fenster zu schließen?

Egal, das Landratsamt mag ja die „Fachorganisation“ sein, die fachkompetente Vermutungen anstellen kann, aber ich hätte dem Journalisten der Zeitung eher nicht empfohlen im „Tal der Ahnungslosen“ nach Vermutungen zu suchen.
Nach einem Blick in das RKI Dokument hätte man die Eltern besser informieren können.

Interessierte und gut informierte Bürger sind aus meiner Sicht bekanntlich die Voraussetzung einer funktionierenden Demokratie – aber das soll hier nicht das Thema sein. . .

Ich wette, wenn ich unserem Bürgermeister oder unserer Rektorin diese Informationen zur Verfügung stelle, werde ich im besten Falle ignoriert oder aber öffentlich als Corona- Leugner hingestellt, weil ich eine Maßnahme kritisiert habe, die doch Leben retten soll. . .

Ich bin gespannt, wie viele Eltern ihre Kinder 2 mal pro Woche testen lassen werden und was in Schriesheim dabei rauskommt. Ob wir davon erfahren werden?
Und wird man auch bei uns vermuten, dass es am Lüften lag?
Oder wird man einfach schreiben, es war ein toller Erfolg, weil so viele Eltern mitgemacht haben?

Wir leben in merkwürdigen Zeiten.

Nun gut, unsere Landesregierung hätte auch mal auf die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie hören können.
Die hat bereits am 14.03.2021 einen Kommentar zu flächendeckenden Schnelltests an Schulen veröffentlicht.
Er bezieht sich auf die praktischen Erfahrungen, die in Österreich schon gemacht wurden.
In der Zusammenfassung kann man lesen:

Aus Sicht der Autoren ist – aufgrund des vergleichsweise geringen Beitrags von Schulen zum gesamten
Infektionsgeschehen, der Unsicherheit über die Validität der Testergebnisse mit der Sorge einer
unverhältnismäßigen hohen Zahl falsch negativer und falsch positiver Befunde […] – der mit den flächendeckenden Schnelltests […] verbundene immense Aufwand nicht gerechtfertigt.

Aber unsere von einer großen Mehrheit gewählten Führer, finden es wohl nicht so wichtig, sich vorher zu überlegen, was das RKI, oder die österreichischen Erfahrungen uns sagen könnten.
Wichtig ist, dass private Firmen, die diese Schnelltests herstellen, ein gutes Geschäft machen, während Pflegekräfte und Kurzarbeiter sicher noch länger auf eine Lohnerhöhung warten werden.
Den schlecht informierten Bürgern ist das aber alles egal, es geht doch darum Leben zu retten, oder?

Basisdemokratie – aber wie?

Worum geht es hier?

Offensichtlich zunächst einmal um Demokratie und Demokratie hat etwas mit Macht zu tun.

Das ist nix neues. Ihr könnt ja mal raten von wem dieses Zitat stammt:
„Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein“.
Da gibt es unterschiedliche Übersetzungen und Versionen. Bei dieser hier hab‘ ich auch ’ne Quelle dazu:

„Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht“

https://www.bibleserver.com/LUT/Matth%C3%A4us20

Nun das wird also Jesus Christus zugeschrieben und damals wurde wohl relativ wenig über Basisdemokratie nachgedacht.
Doch auch deutlich später verstorbene Menschen haben das immer wieder, wenn auch mit anderen Worten aufgegriffen.

Karl Popper (falls den jemand kennt – ein ziemlich einflussreicher Denker: Wikipedia), sagte dazu:

Die „Grundidee der ganzen Demokratie ist, die Macht zu beschränken und zu kontrollieren. Nicht zu viel Macht. Das ist die Grundidee der Demokratie. Die Macht muss verteilt sein, so dass nicht zu viel Macht in einer Hand ist. […] Die Demokratie ist ein großes Experiment. Und die verschiedenen Formen der Demokratie müssen gegeneinander ausprobiert werden. […] Niemand ist fähig alle die Schwierigkeiten, die inneren möglichen Widersprüche vorauszusehen, die sich […] durch die Gesetzgebung verwirklichen. Es geht immer alles Mögliche in einer Weise schief, die man nicht hat voraussehen können. Das ist eben der Grund, dass man in der Politik eine mehr experimentelle Haltung annehmen sollte. “

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=50rXpH4czyw ca. ab min. 17:23

Am 23.04.2018 begann eine Hand voll Schriesheimer Bürger mit einem solchen Experiment – mit dem Namen Bürgergemeinschaft Schriesheim (BgS).
Aus diesen Erfahrungen heraus will ich ein wenig über „Basisdemokratie“ nachdenken.
Dabei geht es mir um die Praxis und weniger um die Theorie.

In der Theorie beginnt man meist erst mal mit der Definition des Begriffs. Was ist eigentlich Basisdemokratie? Oder „Direkte Demokratie“, oder Demokratie überhaupt?
Auch dazu hat sich Karl Popper, der ja definitiv ein großer Theoretiker war, ausgelassen:

Im „Buch über die offene Gesellschaft hab‘ ich gezeigt, dass die politische Philosophie und die politische Diskussion voller solcher Begriffsbestimmungen ist und Diskussion über Begriffe ist, und ich hab´ gesagt, dass man sie ersetzen soll durch eine Diskussion von politischen Vorschlägen […] was man eigentlich durchführen soll. Und hier kommt es also nicht auf Worte an. Stattdessen wird in der politischen Philosophie immer wieder darüber diskutiert ‚was ist Souveränität‘ oder ‚was ist der Staat‘ und ähnliche Fragen, die zu überhaupt nichts führen. Stattdem sollte man diskutieren wie weit soll sich der Staat in die privaten Affären der Staatsbürger einmischen? […] Das ist ein Problem, aber nicht ‚was ist der Staat‘“

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=50rXpH4czyw ca. ab min. 21:30

In diesem Sinne versuche ich hier die Theorie rauszulassen und mich nicht mit der exakten Bedeutung und Verwendung der Begriffe rumzuschlagen.
Ich gehe statt dessen von den Fragen aus, die sich in der Praxis stellen und versuche eine Antwort zu geben.

Fragen wie:
Was wissen wir? Was wollen wir? Was sollen wir tun? Welche Werkzeuge haben wir, um aus unseren unterschiedlichen Meinungen Politik zu machen?

Information, Meinungsbildung, Abstimmung

Wer glaubt: „Wo abgestimmt wird, da herrscht Demokratie“, der irrt sich. Vor der Abstimmung muss es eine freie Meinungsbildung geben.

Die Information muss der Meinungsbildung logischerweise vorausgehen.
Wer keine Ahnung, aber dennoch eine festgefügte Meinung hat, macht offensichtlich etwas falsch.

Diskussionen die nach der Meinungsbildung stattfinden, sind selten fruchtbar. Meist versucht dabei jeder nur den anderen zu überzeugen und ist nicht mehr offen für neue Perspektiven.

Nach meiner Erfahrung, ist der erste Schritt das neutrale Sammeln von Informationen.
Das klingt völlig selbstverständlich, aber in der Praxis wird ständig dagegen verstoßen. Insbesondere wenn es um größere Gruppen von Menschen geht.

In der Politik geht es immer um viele Menschen.
Wenn wenige Menschen die Entscheidungen für viele Menschen treffen, dann sind wir weit weg von Basisdemokratie.
Wenn viele Menschen bei den Entscheidungen mitwirken, dann geht es in die richtige Richtung.

Wenn aber viele mitmachen, dann werden vermutlich viele Informationen zusammenkommen.
Wie soll man dabei den Überblick behalten?

Informationen sammeln konkret

Die Welt ist zu komplex, so dass wir ohne technische Werkzeuge auch schon bei der Sammlung von Informationen nicht mehr auskommen. (Geschweige denn bei der Bewertung der Informationen. . . )
Bei der BgS nutzen wir unsere Homepage daher auch als ein Werkzeug zur Informationssammlung.

Hier ein Beispiel für das Thema Trinkwasserpreise in Schriesheim.

Alle Schriesheimer, können hier neue Themen und Informationen, oder auch Fragen und Ideen und auch ihre Meinungen dazu anonym eingeben.

Die Informationssammlung erfolgt also durch die Bürger selbst. Niemand gibt bei der BgS vor, welche Informationen „erlaubt“ sind.
Die BgS bildet sich ihre Meinung auf der Basis der Informationen, die sie von den Bürgern erhält.

Aufarbeitung der Information

Die eingegebenen Themen und die Informationen dazu, werden nach der Differenz der JA und NEIN Stimmen von der Software automatisch geordnet.
D.h. wir bekommen nicht nur eine inhaltliche Rückmeldung von den Bürgern, sondern auch gleichzeitig eine über die Anzahl derer, die eine bestimmte Rückmeldung gut finden, oder ablehnen.
Doch für komplexe Probleme (und das sind die meisten), ist das nur ein erster Schritt.
Eine Richtung wird dabei aber meist schon erkennbar.

Wenn aus den Informationen irgendwann politische Entscheidungen werden sollen, dann müssen sie nun mit viel Sachverstand aufgearbeitet und „journalistisch“ dargestellt werden. Das ist wichtig, damit viele Bürger sich schnell, einfach, aber dennoch Hintergründig informieren können.

Dafür braucht man engagierte Menschen, die etwas Zeit und Motivation mitbringen.
Dabei ist es wichtig zu beachten, dass nicht Wenige sich mit vielen Themen befassen (das würde jeden Nicht- Profi überfordern), sondern möglichst Viele sich bei dem Thema stärker engagieren, für das sie sich sehr interessieren.
Interesse stärkt bekanntlich die Motivation.
Wir brauchen Interessierte, die bereit sind sich für IHR Thema einzusetzen.

Optimal sind kleine Teams, um zu vermeiden, dass nur die Meinung eines Einzelnen dominiert.

Im Ergebnis haben wir in Schriesheim unser Infoportal. Wir nutzen monatliche Treffen für alle Interessierten, schreiben Rundmails und fast wöchentlich gibt es Artikel im Mitteilungsblatt und gelegentlich auch in der RNZ und im Mannheimer Morgen.

Das größte Problem für uns, ist die Zahl der Engagierten.
Sie ist zu gering.
Dieses Problem wiederholt sich auf allen Ebenen der Politik. Wer Basisdemokratie nach vorne bringen will, muss die Anzahl der Menschen erhöhen, die ihre Macht nicht einmal in 4 oder 5 Jahren (bundesweit oder kommunal) abgeben wollen, sondern die sie behalten wollen und wissen, dass man dafür etwas tun muss.
Wenn die Zahl derer, die das verstanden haben groß ist, dann muss jeder einzelne nur sehr wenig tun, da sich die Arbeit leicht auf viele Schultern verteilen lässt. Bis dahin, braucht es „Aktivere“, die die Idee nach vorne bringen.

Themenorientierte Arbeit kann Spaß machen, wenn man sich für das Thema interessiert.
Wenn aber nur eine Hand voll aktiver Bürger sich mit jedem Mist, für den sie kein eigenes Interesse haben, auseinandersetzen müssen und am Ende honoriert das keiner, dann ist das der perfekt Weg in die Sackgasse. Kein vernünftiger Mensch tut sich das auf Dauer an. Und so sterben die Vernünftigen mit politischer Verantwortung aus und es bleiben die Machthungrigen übrig.
Wenn es der Idee der Basisdemokratie gelingt viele Aktive zu generieren, damit jeder sich nur mit den eigenen Themen zu befassen braucht, dann hat sie Zukunft.

Bürger, die zunächst kaum Aktivität entfalten, können dennoch schon unsere bisherigen Informationsmöglichkeiten nutzen.
Sie können sich zumindest zu den Themen informieren, bei denen es ein Interesse innerhalb der Bürgerschaft gibt, das uns mitgeteilt wurde. Themen, für die sich niemand interessiert, werden weiterhin von den wenigen entschieden, an die man die Macht abgegeben hat.

Bei aller Information und Meinungsbildung – am Ende muss entschieden werden. . .

Abstimmung und Wahlen

So wie ich Basisdemokratie verstehe und wie es dem Konzept der BgS entspricht, wird bei den Wahlen entschieden, ob der Bürger seine Macht abgeben will (indem er einer Partei eine Stimme gibt), oder ob er sie so weit wie möglich behalten will und zu jedem Thema ständig abstimmen können möchte. Dann muss er „irgendwas Basisdemokratisches“ wählen.
Das ist natürlich extrem vereinfacht, bringt aber das Wesentliche auf den Punkt.

Das große Problem ist, dass es fast noch keine basisdemokratischen Wahlmöglichkeiten gibt, die einen politischen Einfluss haben.

In Schriesheim gibt es das mit der BgS immerhin.
Allerdings doch noch sehr eingeschränkt.
Denn der Wähler gewinnt nur bei den Themen wirklich Macht dazu, bei denen die BgS aktiv wird. Und das kann die BgS derzeit schon aufgrund des Personalmangels nur bei wenigen Themen leisten.
Außerdem hat die BgS nur eine Stimme im Gemeinderat und daher werden die basisdemokratisch gewillten Bürger nur einen nennenswerten Einfluss dazu gewinnen, wenn die Stimme der BgS einen Unterschied bei einer Abstimmung im Gemeinderat macht.
Wir sind zwar auf dem Weg in die richtige Richtung, aber noch lange nicht dort. . .

Wahlen sind eben in erster Linie „Richtungsentscheidungen“. Würde eine basisdemokratische Organisation in einem Gremium aber mal eine Mehrheit erreichen, dann könnte man tatsächlich von einer „Systemveränderung“ sprechen. Aber das ist derzeit noch „utopische Zukunftsmusik“. Es macht aber Sinn – und oft auch Spaß – daran zu arbeiten.
Im Übrigen könnte theoretisch auch ein Gemeinderat beschließen, sich in Zukunft basisdemokratisch auszurichten:
Wenn die Mehrheit der Parteien mit dem was auf Ihren Wahlplakaten steht ernst machen würde – aber ich wollte ja die Theorie weglassen. . .

Jedenfalls kann die BgS vor einer Gemeinderatssitzung gezielte Abstimmungen mit sehr geringem Aufwand durchführen und der „Dienerin“ eine klare Handlungsanweisung geben.
Und das haben wir auch schon gemacht – siehe hier.
Dies geschieht derzeit aber nur selten. Dafür gibt es viele Gründe:
– Wir können keine eigenen Anträge einreichen.
– Die Rückmeldungen sind oft schon so eindeutig, dass es einer weiteren Abstimmung gar nicht mehr bedarf.
– Bei vielen Themen erhalten wir kaum Rückmeldungen.
– Viele Themen werden uns „vom System“ vorgesetzt und es ist gar keine Zeit für Informationssammlung und Abstimmung.

Der letzte Punkt ist besonders wichtig. Daran lässt sich auch erkennen, dass unser bisheriges eingespieltes Entscheidungssystem auf so etwas wie Basisdemokratie sehr schlecht vorbereitet ist. Um so wichtiger ist es für jeden Bürger, der Machtbegrenzung für wichtig hält, an der Entwicklung basisdemokratischer Werkzeuge mitzuarbeiten.

Es gibt viele Gründe dafür, aber auf einen möchte ich genauer eingehen, denn er wird bei Gesprächen über Basisdemokratie gerne vergessen.

Anzahl und Komplexität

Die schiere Masse an Entscheidungen, die auch schon in einer Kleinstadt getroffen werden müssen, werden von den meisten Bürgern unterschätzt.
Was jeweils in der nächsten Gemeinderatssitzung besprochen und beschlossen werden soll, darüber werden die Mitglieder ca. 14 Tage vorher informiert.
Etwa 80 Din A4 Seiten, sind da keine ungewöhnliche Menge. Das wird vermutlich jeden „Normalbürger“ und das sind unsere Gemeinderäte alle, zumindest teilweise überfordern.

Darunter gibt es sicherlich auch einfache Themen, die schon lange diskutiert wurden, aber viele Themen sind drängend und erfordern einen hohen Grad an Fachwissen aus unterschiedlichen Gebieten.

Das kann ein Politiker – egal ob Gemeinderat, Landrat oder Bundeskanzler – nicht leisten.
Dann hört man eben auf „Experten“, Lobbyisten oder auf die Meinung der Fraktion, oder der Stadtverwaltung.
(Ich vermute auch ohne Fraktionszwänge, würde das Abstimmverhalten häufig so aussehen, als ob es Fraktionszwänge gäbe.)

Und nun wollen wir auch noch die Basis, d.h. jeden Bürger mit dieser Masse an komplexen Entscheidungen überfordern?
Ist das nicht völlig unrealistisch?

Hängt davon ab, wie man sich das mit der Basisdemokratie konkret vorstellt.
Es darf nicht verwechselt werden, dass die Möglichkeit sich zu beteiligen und die tatsächliche Beteiligung, 2 paar Stiefel sind.

Das erweiterte Subsidiaritätsprinzip (gut informierte und interessierte Bürger)

Beim Subsidiaritätsprinzip geht es darum, dass Entscheidungen so weit möglich „vor Ort“ getroffen werden sollten. Erst wenn man „vor Ort“ überfordert ist, soll die nächst höhere Ebene helfend eingreifen.
Die Entscheidungsebene sollte also immer „so niedrig wie möglich und so hoch wie nötig“ angesiedelt sein.

Wenn wir für die Basisdemokratie dieses Prinzip nicht nur auf politische Ebenen beziehen, sondern etwas allgemeiner betrachten, dann sollen immer diejenigen Bürger entscheiden, die von einem Problem betroffen sind und/oder sich dafür interessieren.

Das bedeutet, dass es für jedes Thema einen anderen Kreis von Bürgern gibt, die hier mit entscheiden.
Jeder hat die Freiheit sich bei allen Themen einzubringen, aber realistischerweise, wird jeder eine Auswahl treffen, die seiner eigenen Motivation und seinen Fähigkeiten entspricht.

Das Problem der Komplexität löst sich dadurch, dass alle kompetenten d.h. gut informierten und interessierten Bürger sich bei den Themen ihrer Wahl beteiligen können und dort eben auch unabhängig informiert werden, bzw. sich gegenseitig informieren.

Von den ca. 80 Millionen Bürgern in Deutschland, gibt es mit Sicherheit zu jedem Thema einige, die sich damit auskennen, sich dafür interessieren und bereit sind mitzureden.

Die Komplexität ist also in Wirklichkeit kein Argument gegen die Basisdemokratie, sondern eines dafür. Mit ihr können mehr kompetente Menschen Einfluss gewinnen.
Bei manchen Parteien wird das neuerdings Schwarmintelligenz genannt – aber über Worte wollte ich mich ja hier nicht auslassen. Nennen Sie es wie es Ihnen gefällt.

Es bleibt das Problem, das gerade gut informierte Bürger heutzutage besonders frustrierte Bürger sind.
Nur die Basisdemokratie kann dieses Problem lösen.

Minderheitenschutz

Die Basisdemokratie im hier beschriebenen Sinne beinhaltet eine Art automatisierten Minderheitenschutz. Da sich die Mehrheit zunächst mal kaum für die Probleme der Minderheit interessiert, stimmt sie bei diesen Problemen kaum mit ab. Daraus ergibt sich eine stärkere Macht für die Minderheit, bei den sie betreffenden Problemen.

Auch macht jeder Bürger die Erfahrung, dass er bei vielen Themen, die ihn interessieren zu einer Minderheit gehört. Das erhöht die Achtsamkeit für das Problem. In einer Demokratie ist Minderheitenschutz ein wichtiges Thema für die Mehrheit.

Die Basis ist überall

Basisdemokratie ist kein Thema für eine Partei allein.
Es gibt mehrere Organisationen unabhängig voneinander und auf verschiedenen politischen Ebenen und das ist gut so.

Es ist auch kein Problem, wenn verschiedene Gruppen mit verschiedenen Ansätzen und Werkzeugen experimentieren.
Es hat sogar klare Vorteile. Die Gegner der Basisdemokratie könnten eine einzige Partei viel leichter „in die Schmuddelecke“ stellen.

Wenn sich jedoch z.B. in Ladenburg, Ilvesheim, Dossenheim, Weinheim, Hirschberg etc. Wählervereinigungen bilden und es Mehr Demokratie, die Unabhängige, Demokratie in Bewegung, die Piratenpartei und dieBasis gibt, dann wird es schwieriger alle in einen Topf zu werfen und die Idee der Basisdemokratie kann sich besser ausbreiten.

Andererseits ist eine Zersplitterung natürlich nicht hilfreich, wenn man auf Landes- Bundes- oder gar Europaebene z.B. über eine 5% Hürde kommen muss. 5 Parteien mit 1% haben da keine Chance. Eine mit 5% hat es geschafft – in beiden Fällen benötigt man gleich viele Stimmen.

Ob eine Art von „Koalition“ der basisdemokratischen Kräfte schon vor der Wahl möglich ist, sei dahingestellt. Aber unabhängig von dieser Frage, muss die Basis vor Ort wachsen.

Genau dafür hat die BgS nicht nur ein Konzept entwickelt, sondern auch gezeigt, dass man damit gewählt werden kann.
Je mehr Orte nachziehen, desto besser für die Basisdemokratie.
Keiner muss von vorne anfangen. Unsere Software steht jedem zur Verfügung.

Keine Kleinpartei und auch keine 10 Kleinparteien, die sich zu einer Koalition zusammenraufen, werden die 5% Hürde überschreiten, wenn es keine Basis in den Orten gibt.

Daher glaube ich, dass wir, wenn wir bundespolitisch irgendwann wirksam werden wollen, wir auch immer gleichzeitig vor Ort, also Kommunalpolitisch, arbeiten müssen.

Basisdemokratie ist eine Sache von Allen und zwar auf allen Ebenen.