Björn Lomborgs Argumente

Wer ist Björn Lomborg

Eigentlich ist das gar nicht wichtig – es soll hier ja um seine Argumente gehen.
Dennoch mal zumindest eine grobe Übersicht über seine Person, denn die wenigsten Leute in Deutschland kennen ihn:

Dr. Bjorn Lomborg erforscht die klügsten Wege, um Gutes zu tun.
Mit seinem Think Tank, dem Copenhagen Consensus, hat er mit hunderten der besten Ökonomen der Welt und sieben Nobelpreisträgern zusammengearbeitet, um die effektivsten Lösungen für die größten Herausforderungen der Menschheit zu finden und zu fördern, von Krankheiten und Hunger bis zu Klima und Bildung.

Für seine Arbeit wurde Lomborg als einer der 100 einflussreichsten Menschen der Welt vom TIME- Magazine ausgezeichnet. Er ist „Visiting Fellow“ an der Hoover Institution der Stanford University und ist ein häufiger Kommentator in Print- und Rundfunkmedien, für Medien wie die New York Times, Wall Street Journal, The Guardian, CNN, FOX und die BBC. Seine monatliche Kolumne wird in vielen Sprachen von Dutzenden einflussreicher Zeitungen auf allen Kontinenten veröffentlicht.

Er ist ein Bestseller-Autor, dessen Bücher unter anderem „False Alarm: How Climate Change Panic Costs Us Trillions, Hurts the Poor, and Fails to Fix the Planet“, „The Skeptical Environmentalist“, „Cool It“, „How to Spend $75 Billion to Make the World a Better Place“, „The Nobel Laureates‘ Guide to the Smartest Targets for the World 2016-2030“ und „Prioritizing Development: A Cost Benefit Analysis of the UN’s SDGs“ umfassen.

Sein neustes Buch ist „Best Things First“.

Wer mehr wissen möchte, kann sich auf seiner Homepage umschauen: https://lomborg.com/about

Die Absicht dieses Beitrags

Ich will hier nichts Umfassendes abliefern, sondern nur einige Punkte von Björn Lomborgs Argumenten aufgreifen und in meinen Worten wiedergeben.

In Bezug auf den Klimawandel werde ich hier keine Position beziehen, sondern einfach die Position von Björn Lomborg darstellen.
Er steht klar auf dem Standpunkt, dass der Klimawandel menschengemacht ist und dass er uns Probleme macht, mit denen wir umgehen müssen.
Aber eigentlich ist es für die Lösungen die er vorschlägt völlig unerheblich, ob der Klimawandel menschengemacht ist…
Es ist also völlig egal, welche Meinung Sie oder ich dazu haben. Es lohnt sich in jedem Fall sich mit seinen Argumenten zu befassen.

Die Wissenschaft besteht im Übrigen nicht nur aus Klimawissenschaften, oder Naturwissenschaften, sie beinhaltet auch Sozial- und Ingenieurswissenschaften. Gerade beim Thema Klimawandel, sollte man das nicht vergessen.
Björn Lomborgs Perspektive ist eine eher sozialwissenschaftliche bzw. ökonomische. Und wenn man seine Kernargumente verstanden hat, dann versteht man auch, warum es so wichtig ist, die Klimapolitik nicht nur den Naturwissenschaftlern und den Politikern zu überlassen…

Kernargumente von Björn Lomborg zum Klimawandel

Lomborg warnt meist erst mal vor Panikmache und einer einseitigen Darstellung beim Thema Klimawandel.
Er fordert eine sachliche Debatte, die auf rationalen Analysen und nicht auf emotionalen Reaktionen basiert.
Wer könnte dazu schon NEIN sagen?

Zuerst ist es ihm wichtig zu verstehen, dass der Klimawandel nicht das Ende der Welt ist.
Dafür liefert er leicht nachvollziehbare Argumente:

Beispiele, warum der Klimawandel nicht das Ende der Welt ist:

Ich belasse es bei diesen Beispielen.

Björn Lomborg bleibt auch nicht dabei stehen uns mit Zahlen und Daten die Angst zu nehmen und Hoffnung für die Zukunft zu geben.
Er kritisiert durchaus, dass uns häufig etwas vorgemacht wird.
Wir sollten uns auch den Wahrheiten stellen, auch wenn sie für manche unangenehm sein mögen:

Die Wahrheit sagen

Das glaubt vermutlich jeder zu tun. Aber zur Wahrheit gehört es manchmal, die eigenen Hoffnungen nicht für die Wahrheit zu halten, sondern sie an der Realität zu testen.

Was sollten wir tun?

Was schlägt Björn Lomborg konkret vor?
Eigentlich sind es gar nicht die Vorschläge von Björn Lomborg allein. Er ist nur das Gesicht einer ganzen Gruppe von Ökonomen und anderen Wissenschaftlern, die viel Zeit dafür aufgewendet haben, um die Frage zu beantworten:
Was können wir tun, um mit möglichst geringem Einsatz, möglichst viel für möglichst viele Menschen zu erreichen.
Offensichtlich eine kaum zu kritisierende Fragestellung.

Man mag einwenden: „Warum sollten wir einen möglichst geringen Einsatz anstreben – wir könnten doch einfach auch ganz viel tun, oder?“
Vergessen Sie nicht: Unsere Mittel und Möglichkeiten sind immer begrenzt.
Wir haben nicht unendlich viel Geld, unendlich viel Arbeitskraft und beliebig hoch entwickelte Technologien.
Und auch wir selbst streiten zu oft über den „besten Weg“, obwohl jeder mittelmäßige schon besser wäre, als der schlechte, den wir gerade entlang laufen während wir streiten…

Wir müssen also immer eine Auswahl treffen und das Effizienteste sollten wir daher zuerst tun, besonders dann, wenn es dringend ist.

Seine grundlegende Vorgehensweise ist einfach:

  1. Schauen, wo können wir überall unser Geld und unsere Arbeit investieren?
  2. Untersuchen, an welchen dieser Möglichkeiten wir mit möglichst geringem Einsatz, den größten Nutzen erhalten.
  3. Schlussfolgerung: Die Dinge, die mit den geringsten Mitteln den größten Effekt haben, zuerst tun.
    In Bezug auf den Umgang mit den Folgen des Klimawandels sind die Ergebnisse erstaunlich.

Ich werde hier nicht alles berichten können, was Björn Lomborg und andere dazu herausgefunden haben.
Aber damit Sie ein Gefühl für die Richtung bekommen, nenne ich ein paar Beispiele:

Viele Probleme entstehen und verstärken sich durch Armut

So manch konkretes Problem startet schon mit der Geburt…

Björn Lomborg weist darauf hin, dass etwa 300.000 Mütter jedes Jahr weltweit während der Geburt sterben.
Und etwa 2,3 Millionen Kinder sterben in den ersten 28 Tagen ihres kurzen Lebens.
Diese Tragödie wäre mit sehr wenig finanziellem Aufwand zu lösen – mindestens erheblich zu verbessern.
Man benötigt auch hier wieder keine Raketenwissenschaft dazu.
Ein Beispiel:
Etwa 5% der Neugeborenen fangen nicht von alleine an zu Atmen. In den reichen Ländern ist das kein Problem. Bei uns bekommen Sie routinemäßig eine kurze Beatmung und fangen dann selbst zu atmen an. In vielen Entwicklungsländern sterben Kinder, weil es an den nötigen Beatmungsgeräten fehlt, die man für 75,- Dollar beschaffen könnte. Mit jedem einzelnen dieser Geräte könnte man in den Jahren nach der Anschaffung viele dieser Kinder retten, wenn sie den Müttern und deren Geburtshelfern dort zur Verfügung stünden.

Mit einem sehr geringen Aufwand, so fand die Gruppe um Lomberg heraus, könnte man 700.000 Kinder retten.
Doch wir tun es nicht, sondern diskutieren darüber, ob der Klimawandel nun menschengemacht ist, oder nicht…
Der Klimawandel ist sicher ein globales Problem – Kindersterblichkeit ist es aber auch.
Letzteres ist mit wesentlich weniger Aufwand und in viel kürzerer Zeit zu lösen.
Wo sollten wir wohl unsere Prioritäten setzen?

Bildung

Gerade in Entwicklungsländern ist Bildung ein unterschätztes Problem.
Gut ausgebildete Kinder werden als Erwachsene wesentlich produktiver und lernen viel besser Probleme in Ihren Ländern zu Lösen, als ungebildete.
Die Menschheit insgesamt würde davon profitieren.
Lombergs Team schätzt, dass man durch die Investition von 10 Billionen Dollar einen späteren Ertrag von 600 Billionen Dollar erzielen könnte.

Investition in Bildung hat der Menschheit schon immer erheblichen Ertrag gebracht. Warum sollen wir ein derartiges Erfolgsrezept nicht weiter verfolgen?

Tuberkulose und Malaria

In den „reichen“ Ländern haben wir das Problem der Tuberkulose fast vollständig gelöst. Wir wissen also wie das geht.
In den Entwicklungsländern sterben aber immer noch etwa 1,4 Millionen Menschen jedes Jahr daran.
Lomborg und sein Team schätzt, dass wir mit dem Einsatz von 5,5 Billionen Dollar, ungefähr 1 Million Menschenleben retten können.

Auch bei der Malaria ist das ähnlich.
Mit einfachen und billigen Moskitonetzen, die mit Insektiziden imprägniert werden, könnte man das auf sehr günstige Art wesentlich verbessern.

Weitere Punkte, die wir zu wenig diskutieren, während wir über die „wahren“ Ursachen des Klimawandels streiten.

Wir könnten unglaublich viel Gutes tun, wenn wir uns vorher genau anschauen, wo wir unser Geld und unsere Arbeitskraft investieren.
Die Klimawandelpanik führt oft dazu, dass wir unheimlich viel Geld und Ressourcen an Stellen ausgeben, die sehr ineffizient für das Lösen unserer konkreten Probleme sind und dort dann schmerzlich fehlen.
Björn Lomborg hat in seinem neuen Buch 12 Bereiche vorgeschlagen in denen wir sehr effizient helfen können:

Wie Sie sehen können, kommt er nach seinen Analysen zu von manchen unerwarteten Schlussfolgerungen.

Die meisten seiner Punkte hängen mit dem Problem der Armut zusammen. Das dürfte in den bisherigen Beispielen schon klar geworden sein.

Ich möchte hier nicht alles durchgehen und auch nicht behaupten, dass alles was er und seine Mitarbeiter vorschlagen schon der Weisheit letzter Schluss wäre.

Aber es gibt keinen Grund sich die Zukunft ausgerechnet wegen dem Klimawandel in „dunkelschwarz“ vorzustellen…

Ganz allgemein ist es schwierig die Kreativität der Menschen vorherzusagen, aber sicher wird auch das einen erheblichen Beitrag für eine positive Zukunft leisten.
Jedenfalls dann, wenn wir unsere Kreativität nicht nur für bessere Waffensysteme und Kriege „verpulvern“.

Das ist nun kein typisches Björn Lomborg- Argument, aber ich komme nicht umhin, es zu nennen:

Etwa 5,5 % der globalen CO2-Emissionen dürften allein den Militärs der Welt zuzurechnen sein.
Quelle: https://www.scientists4future.at/2023/05/15/co2-stiefelabdruck-des-militars/
Dies ist schon in Friedenszeiten ein enormer Posten.
Doch auf der Welt toben Kriege. Sie kosten täglich Menschenleben.
Vielleicht sollten wir uns mehr um unseren Beitrag zum Frieden, als um unseren CO2- Beitrag sorgen – was meinen Sie?

Wir haben beim Frieden bisher versagt, also stecken wir unser Geld und unsere Energie in Windräder, mit denen wir unsere Ziele auch nicht erreicht haben?
Das wäre doch eine ziemlich schräge Argumentation.

Technologische Entwicklung

Viele Menschen, die die Energiewende in Ihrer bisherigen Form weiterführen wollen, weisen ja selbst darauf hin, dass wir uns technologisch weiterentwickeln.
Während Sie ihre Vorstellungskraft allerdings auf Batteriespeicher, Wasserstoff, effizientere erneuerbare Energien und Elektroautos begrenzen, bleibt Lomborg hier offener.
Die Chinesen übrigens auch, denn sie bauen nicht nur jede Menge Windräder, Solarzellen und Wasserkraftwerke, sondern auch Kohlekraftwerke (hoffentlich effiziente mit guter Abgasreinigung) und Atomkraftwerke (hoffentlich sichere).
Wer kann schon vorhersagen, was wir sonst noch alles erfinden werden?

Anpassen

Deiche bauen, Heizungen und Klimaanlagen, stabilere Häuser (insbesondere in ärmeren Ländern), besser gedämmte Häuser,
medizinische Entwicklungen – all das was wir schon kennen, kann viel mehr leisten als wir uns das bisher vorstellen, weil diese Themen oft bei der Diskussion um den Klimawandel untergehen.

Neue Entwicklungen sind da noch gar nicht enthalten.
Sie sind aber wahrscheinlich, wenn man sich unsere Geschichte vor Augen hält.

Suchen Sie im Netz mal nach dem Dual Fluid Reaktor.
Der wird gerade in Ruanda geplant. Wir werden sehen, ob er seine Versprechen halten kann.
In Deutschland wird das aber kaum diskutiert. Erstaunlich, denn die Erfinder kommen schließlich aus Deutschland und er verspricht nicht nur extrem sicher zu sein, sondern auch noch unser Atommüll- Problem zu lösen, da er auch Atommüll als Rohstoff nutzen kann.

Zusammenfassung

Lomborgs Argumente, die in Deutschland eher selten diskutiert werden (oder hatten Sie von ihm schon mal gehört?), erhalten auch aus ganz anderer Richtung Rückenwind.
Eine Studie der DIHK kommt beispielsweise zu dem Schluss:

Diese Studie zeigt, dass die bisher verfolgte Strategie der Energiewende absehbar in eine volkswirtschaftliche Sackgasse führt. Mit kumulierten Energiesystemkosten von rund 4,8 bis 5,4 Billionen € bis 2050 erscheint der aktuelle Pfad nicht nur unnötig teuer, sondern auch strukturell ineffizient.

Quelle: https://www.frontier-economics.com/media/u1vbsfop/frontier-dihk-energiewende-plan-b-03092025-stc-update-stc.pdf

Ja, wir brauchen eine Diskussion über Effizienz.
Und das ist sicher etwas, das Björn Lomborg weltweit angestoßen hat, auch wenn wir in Deutschland eher selten davon hören.

Was unsere Möglichkeiten zum Umgang mit dem Klimawandel angeht, so bleibt festzuhalten, dass wir bisher viel zu sehr in eine bestimmte Richtung gedacht haben.
Wir sollten offener sein und andere Argumente, wie die von Björn Lomborg in Betracht ziehen.
Grund für Panik gibt es nicht.
Gründe für eine offene Debatte sollte es in einer Demokratie jedoch immer genug geben.

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